Samstag, 1. Oktober 2011

"Health Check at Central Regional Hospital"

Egal welchen Titel ich für diesen Eintrag gewählt hätte, er hätte nicht alle Geschehnisse vereinen
können. Vielleicht wäre es klüger gewesen, mal kürzere Posts hochzuladen, aber, wie gesagt, es gab
viel zu tun...

Zunächst schien vor allem meine Pechsträhne weiter anzuhalten. Glücklich, dass nun endlich meine
MTN sim card zu funktionieren schien, steckte ich morgens mein Handy in die Tasche. Als ich aber
an meiner gewohnten Haltestelle "Aquarium" mit Hannah aus dem Taxi stieg und mein Wechselgeld
in meine Hosentasche gleiten ließ, bemerkte ich, dass da doch etwas fehlte. Ich drehte mich um,
aber das Taxi war bereits losgefahren und aufgrund dahinter fahrender Taxen konnte ich das Kennzeichen
nicht sehen.
Von Hannahs Handy aus versuchten wir meins zu erreichen, aber der Fahrer hatte es wohl sofort bemerkt
und war offensichtlich nicht von der netteren Sorte, denn er hatte es unmittelbar abgeschaltet.
So wartete ich noch eine halbe Stunde, ob er denn nicht vielleicht doch wiederkommen würde und ging
dann zur Schule, wo ich einem Lehrer von meinem Missgeschick und meiner daraus resultierenden
Verspätung berichtete.
Seine Reaktion überraschte mich. Anscheinend ist ein Handyverlust hier weniger selbstverschuldet
anzusehen, sondern wird sogleich als Diebstahl gewertet, denn ein freundlicher Taxifahrer hätte es
einem relativ zügig zurückgegeben.
So fuhr ich mit Mr.Ampah und Mr.Noel zurück zum Aquarium und wartete dort eine Weile mit Mr.Ampah.
Von dort aus fuhren wir mit einem Taxi in die Innenstadt, nach Kotokuraba. Das ist einer der Knotenpunkte
der Stadt, an dem viele der Fahrer vorbei müssen. Also redeten wir mit vielen Fahrern und City Guides,
Männern in weißen Hemden und roten Hosen, die alle hundert Meter stehen und die Fahrzeuge überwachen.
Wir warteten auch wieder eine Zeit lang, bis wir die Straße hinuntergingen, in Richtung Market, immer
suchend, immer aufmerksam. Wir redeten noch mit einigen Leuten und City Guides, denen wir immer alle
vorhandenen Informationen hinterließen. Nämlich dass ich, morgens um 07:45 am Aquarium, einen Moment
lang unaufmerksam gewesen und mein Handy aus meiner Tasche gerutscht war. Immer gaben wir eine
Personenbeschreibung ab: junger Mann mit kurzen Haaren und rundem Gesicht, rotem Poloshirt und kurzer
Hose in einem schwarz- gelben Opel Astra Caravan. Mr.Ampah gab all diesen Leuten seine Handynummer,
für den Fall, dass der Fahrer gefasst würde und wir zogen weiter, jeder Taxistation in der Innenstadt
von Cape Coast einen Besuch abstattend.
Leider hatten wir keinen Erfolg. Auf dem Rückweg zu Schule ging ich noch zu einem Forex Bureau, um
meine 20 Dollar zu wechseln, da ich ja aufgrund des Verlusts meiner Kreditkarte durch die Barclay´s
Bank auch an kein Geld mehr kam. Aber auch das wurde mir verwehrt. Warum der Herr am Tresen meinen
Schein nicht wechseln wollte, verstand ich zwar nicht, ich war aber inzwischen nicht mehr motiviert
genug, weiter nachzufragen.
Nach einem folglich eher kurzen Schultag holte mich Freddie mit seinem Fahrschulauto ab und fuhr mit
mir erneut in die Stadt, um nach meinem Handy zu suchen. Mittlerweile war ich gemeinhin bekannt.
Schließlich nahmen wir einen Umweg über die Ortsteile Kotokuraba, Pedu und Abra nach North Ola, nicht
ohne sämtliche Taxisammelpunkte der Umgebung abzugrasen. Erneut ohne Erfolg.
Aber man sieht sich immer zweimal im Leben...

Auch sonst verliefen die folgenden Tage eher unbefriedigend. In der Schule saß ich die meiste Zeit
nur mehr oder weniger tatenlos herum, ohne dass mir irgendjemand sagen konnte, was es für mich
zu tun gab. Mein Magen rebellierte zunehmends gegen das Essen, vor allem das aus der kleinen Hütte
in meiner Schule, was mir mehrere eher anstrengende Nächte bereitete.
Und Petterson, eine von unseren kleinen Katzen ist gestorben, sodass Findus nun ein Vollwaise ist.
Aber genug davon. Die ersten Tage hier in Ghana waren natürlich einerseits faszinierend,
andererseits durch all die Umstellung und den sehr schnellen Einstieg in den Alltag aber auch
unglaublich anstrengend und kraftraubend.

Den schnellsten Einstieg in den Alltag hatte jedoch Alexandra, die nun als letzte Freiwillige von VIA
zu uns gestoßen ist und bei Emma im Haus wohnt.
Am letzten Wochenende haben wir sie gleich mit an den Strand genommen. Aber nicht den Strand hier bei
uns, sondern in der Stadt, in der Nähe des Castles. Den Strand vor dem Oasis Beach Resort, einem
Hotel mit Beach Club, das Ali (einem "Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund") gehört. Er hat
das Oasis vor etwas zehn Jahren eröffnet und zieht vor allem viele Touristen und uns Freiwillige an.
So haben wir uns an diesem Tag mal etwas gegönnt und sind dort eingekehrt. Für zehn Cedi bekommt man
einen echt leckeren Burger mit Pommes und auch sonst gibts es allerlei Leckereien, wie z.B. Pizza.
Natürlich ist es im Vergleich mit den Lebenskosten hier teuer, aber wir hatten es nötig.
Davor allerdings waren wir am Strand und in Meer, wobei wir nicht weit über den Strand hinausgekommen
sind, da das Meer vor dem Oasis sehr rau ist. Die Wellen sind meistens um die zwei Meter hoch,
gerne auch mal etwas höher und wenn man mal kurz nicht aufpasst, selbst wenn man nur hüfttief im
Wasser ist, so nimmt einen die eine oder andere Welle gerne einfach mal mit, ohne dass man sich
wehren könnte. Die Wellen treffen einen tatsächlich mit ziemlicher Wucht, sodass man unter Wasser
nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist, bis man mit einem Arm oder Bein auf einmal den Boden
berührt und einen die Welle wieder ausspuckt und an den Strand spült wie ein Stück Treibholz.
Auch der Sog der Wellen ist stark und zieht einem manchmal die Füße weg, wenn man nicht aufpasst.

Aber eigentlich hatte ich ja davon erzählt, dass wir viel zu tun haben, nicht, dass wir ständig am
Strand faulenzen. So rief und an einem Abend Emma an, wir sollten alle unsere Dokumente einpacken,
denn am nächsten Tag würde sie uns abholen und wir müssten ins Krankenhaus, zum Health Check, wegen
des Arbeitsvisums.
Am nächsten Tag also waren wir in der Schule und ich wartete darauf, dass etwas passierte, obwohl
ich mir schon am Abend vorher sicher gewesen war, dass wir wohl so schnell nicht im Krankenhaus
landen würden. Als ich gerade heimgehen wollte, kamen Theresa und Helen vorbei, um mich abzuholen.
Emma hatte angerufen, wir sollten ins Krankenhaus kommen.
Nun gibt es hier in Cape Coast mehrere Krankenhäuser, doch glücklicherweise war ich mit Freddie
bereits einmal am Regional Hospital in Abra vorbeigefahren, zu dem wir nun kommen sollten.
Wir stiegen also in ein Taxi und trafen die anderen vor dem Krankenhaus, als es gerade heftig zu
regnen anfing. Versammelt warteten wir, bis eine Freundin von Emma, die im Krankenhaus arbeitet,
mich und Nicolai zu sich rief. Wir sollten als erste dran sein. Zuerst waren wir bei einem Arzt,
der unseren Blutdruck ermittelte und unseren Puls. Er nahm unsere Daten auf und checkte unsere Augen,
wenn auch der Augentest eher, naja, uneffektiv und nicht besonders aussagekräftig war. Das ganze
Procedere dauerte nur fünf Minuten, danach hieß es wieder warten. Nicolai und ich kamen dann zu zweit
zu einem relativ jungen Doktor, der nun Blut von uns nehmen sollte. Allmählich wurden wir dann doch
etwas nervöser. Es sind diese Schauerbilder, die man sich zuvor aussmalt und man fragt sich dann doch
einen Moment lang, wie das wohl so sein mag, mit den Spritzen hier...
Der Raum wirkte auch nicht besonders einladend und war keineswegs zu vergleichen mit der Praxis
eines deutschen Arztes. Die Stühle, oder Hocker, waren ziemlich abgenutzt, wie auch der Boden und der
Tisch. Sonst war das Zimmer ziemlich leer. Auf dem Tisch lagen ein paar verpackte Spritzen und viele
sterile Kanülen. Aufatmen.
Was man noch aber sagen muss: bei kaum einem Arzt in Deutschland wir man so sorgfältig und mit einer
solchen Ruhe Blut abgenommen kriegen. Es war also alles halb so wild und ging auch ganz schnell.
Nur wurde dann alles 14 mal gemacht und so verbrachten wir dann den ganzen Nachmittag, ca. drei Stunden
im Krankenhaus, bis wir alle fertig waren.

Bleibt noch zu hoffen, dass das mit unserem Arbeitsvisum auch möglichst schnell und reibungsfrei klappt.

So geht der erste Monat zu Ende, auch wenn es noch kein ganzer Monat war. Bereits mit einigen Hochs
und Tiefs, mit einigen Erfahrungen und Erlebnissen. Mein erstes Fazit bleibt kritisch, aber mit einer
Tendenz nach oben, um es diplomatisch auszudrücken.

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