Noch so kurz nach meiner Ankuft schien das Leben in Afrika eher problemlos zu verlaufen,
doch direkt nach meinem ersten Blogeintrag sollte sich so einiges ändern.
Es ist nicht so, dass es mir schlecht ginge, aber es ergaben sich so manche Umstände...
Es war ja auch zu einfach gewesen, hier, an meinem ersten Morgen. Ich ging unter die Dusche und
- ja, sie funktionierte! Kalt zwar, aber das stört bei diesem Klima - meiner Meinung nach - nicht.
Inzwischen haben wir seit drei Tagen kein fließendes Wasser mehr und es wird sicher auch noch eine
Weile dauern, so habe ich das Gefühl, bis wir wieder diesen Luxus genießen können und ja, es ist
definitv Luxus, Till und Jessica in Eguafo leben in viel einfacheren Verhältnissen.
Fließendes Wasser kann man ja durch das (ständige) Tragen von Wassereimern ersetzen, aber wie ersetzt
man Wasser, wenn man gar keines mehr hat? Das war bislang erst für ein paar Stunden der Fall.
Von vorne: Wir wissen nicht warum es kein fließendes Wasser mehr gibt, aber wir haben immerhin einen
sehr großen Wassertank hinter unserem Haus, den ich auf mindestens 1000 bis 1500l schätze. Dieser
speichert das Wasser, sobald welches fließt und wenn er voll ist, so glaube ich das System verstanden
zu haben, dann haben auch wir wieder fließendes Wasser.
Allerdings wird auch dieser Tank, was wir zunächst nicht dachten, möglicherweise irgendwann leer
werden. Und "irgendwann" scheint näher zu rücken. Zumindest war er vor drei Tagen noch doppelt so
voll. Es wird einem, wenn man ständig Wasser verbraucht und dieses in Eimern trägt, erst wirklich
gewahr, wie viel man verbraucht. Und wir vier sind ja nicht die einzigen Menschen in dieser Gegend.
Freddie, unser Landlord, hat den Tank zwar abgeschlossen, aber natürlich hätten all die Nachbarn und
natürlich auch deren Nachbarn ebenso gerne Wasser zum Waschen, Spülen, Kochen, Trinken, Klospülen und
Duschen und vielem mehr. Wir werden sehen, wie lange der Tank noch reichen wird und, was wir machen
werden, falls er tatsächlich leer werden sollte.
Zudem fiel dann noch der Strom aus. Nicht einfach so, das passiert hier manchmal. Nein, aus völlig
unersichtlichem Grund. Wir müssen unseren Strom kaufen. Dazu nutzen wir eine Karte in
Kreditkartengröße vom hiesigen Stromanbieter, die wir an der nächsten Tankstelle für mindestens
20 Cedi aufladen müssen. Dann stecken wir sie in einen digitalen Zähler am Haus und - haben Strom.
Dabei fallen jedes Mal noch 6 Cedi Gebühr an. Nun aber war die Karte plötzlich "leer" und wir mussten
sie erneut aufladen, was ein paar Tage gedauert hat, da die Tankstelle nicht direkt auf unserem
Arbeits- oder Einkaufsweg liegt. Es bleibt zu erwarten, wie lange wir noch Strom haben, sollte sie
wieder nur so kurz halten, werden wir uns wohl mit unserer Projektkoordinatiorin Emma in Verbindung
setzen müssen.
Etwas schade ist auch, dass ich immer noch nicht telefonieren kann, da meine MTN Karte nicht
funktioniert. Aber das ist nicht weiter schlimm. Ärgerlicher ist vielmehr, dass letzten Donnerstag,
als ich bei Barclays versuchte Geld abzuheben, der Automat meine Kreditkarte eingezogen hat.
So wartete ich über eine Stunde, in der man mir immer wieder erzählte, man würde an der Maschine
arbeiten. Allerdings vergeblich. Nach zirka 30 Minuten war der Geldautomat wieder funktionsfähig,
meine Karte bekam ich allerdings nicht wieder. Ich konnte auch nicht weiter danach fragen, da zwar
noch Leute in die Bank reingingen, die eigentlich schon geschlossen hatte und mit Gittern
"verriegelt" war, ich aber durch zwei eher ruppige Mitarbeiter des Security Services vom Eintreten
gehindert wurde. So entschloss ich, wie empfohlen, am nächsten Tag nach der Arbeit wiederzukommen.
Freitag
Barclays. Die Bank ist klimatisiert und zum Bersten gefüllt mit Menschen, die warten.
Zuerst will ich zu dem Mitarbeiter, mit dem ich bereits Tags zuvor geredet hatte, allerdings rauscht
dieser nur an mir vorbei. Dann schickt mich eine andere Mitarbeiterin der Bank zu einem bestimmten
Schalter, an dem ich eine Weile warte. Nach deutlich über einer Stunde komme ich dran und erkläre
dem Mann die Situation. Er hackt eine Weile auf seiner Tastatur herum, telefoniert, spricht mit einem
Kollegen. Das finde ich schon besser als noch am Donnerstag, als plötzlich eine Bankangestellte zu
mir kommt, mir meine Geschichte mit dem Automaten nicht abnimmt und einfach nur mit "you have thrown
it away!" verschwindet.
Dann holt der Bankangestellte ein Buch hervor, in dem all die Kreditkarten eingetragen sind, die in
letzter Zeit eingezogen wurden. Ich schöpfe Hoffnung.
Leider steht mein Name nicht in besagtem Buch und trotz meiner vorherigen Aussage, ich würde diese
Bank nicht ohne meine Karte verlassen, gehe ich, um nun am Montag gestärkt zurückzukehren. Notfalls
mit Unterstützung von Emma oder Freddie.
Im Internet habe ich meinen Kontostand abgefragt, der unverändert geblieben ist. Immerhin. Allerdings
hilft einem das Geld im Internet nicht weiter, wenn man nur noch 1,35 Cedi in der Tasche hat.
Aber das sollte für eine Taxifahrt in die Stadt - und damit zur Bank - reichen.
Freitagabend haben uns dann alle anderen Freiwilligen besucht: Nicolai, Miriam, Silja und Julia, die
in einer WG leben, Helen, Theresa und Deborah, die bei Emma wohnen und Till und Jessica sind aus
Eguafo angereist, mit Judith im Schlepptau, einer weiteren Freiwilligen.
Ein weiteres Ereignis war Maria, eine VIA- Freiwillige von vor zwei Jahren, die zur Zeit einen Monat
lang Ghana durchreist, um alte Bekannte zu besuchen.
Samstag
Mittags sind wir alle zusammen an den nächsten Strand gegangen (15min zu Fuß), haben dort unser Lager
aufgeschlagen und sind in die Wellen gesprungen. Die Wellen hier sind schon relativ groß und besonders
gefährlich ist der Untersog, der nahe dem Ufer entsteht und einen leicht aufs Meer hinauszieht.
Aber wir hatten zwei Rettungsschwimmerinnen dabei, also bestand ja kein Grund zur Sorge ;)
Als wir dann so den Strand entlangliefen, sahen wir ein größeres Fischerboot. welches von etwa
20 Männern mit zwei Täuen aufs Land gezogen wurde. Es stand noch parallel zum Meer und so bewegte es
sich kaum. Till und ich gingen auf die Männer zu und wurden dann auch herbeigewunken, um ihnen zu
helfen. So verbrachten wir etwa eine halbe Stunde damit, das Boot zu drehen, zu pausieren und dabei
zu singen und zu klatschen, weiter zu ziehen, zu pausieren und zu singen und erneut zu ziehen.
Unsere Hände dankten es uns nicht gerade, im Gegensatz zu den Männern. Leider trat ich dabei in
irgendetwas spitzes, weshalb ich nun seit zwei Tagen eher schlecht laufe.
Dabei hatte ich mir erst Donnerstag den Kopf ziemlich stark an einer Säule in meiner Schule angehauen.
Aber ein Unglück kommt selten allein. Und alles in allem geht es uns ziemlich gut.
Abends haben wir dann (ohne Strom) in Hannahs Geburtstag reingefeiert. Das Kerzenlicht war völlig
ausreichend, außerdem haben wir alle wind- up Taschenlampen. Der Höhepunkt des Abends war eindeutig
die Schwarzwälder Kirschtorte (aus der Dose), die Hannahs Eltern ihr eingepackt hatten.
Noch nie haben ich einen solchen Ansturm auf Krümel und Puderzucker erlebt. Mal abgesehen von
unseren zwei kleinen Katzen (ca. 2- 3 Wochen alt) hier im Haus, die sich sofort auf alles stürzen,
was dem Boden nahe kommt.
Während Hannah ihren restlichen Geburtstag am Meer verbrachte und ich eine Zeichenarbeit für Emma
erledigte, haben Jana und Gesine das Haus geputzt, unsere Stromkarte geladen und...nach dem Abendessen
ging dann auf einmal auch das Wasser wieder an!
So rannten wir alle jubelnd durch das Haus und haben uns sofort die hände gewaschen und waren einfach
begeistert. Es war ein schönes Gefühl. Und es blieb nicht lange. Noch während die Spüle volllief,
wurde das Wasser plötzlich immer gelber. Wäre es bei Gelb geblieben, hätten wir vielleicht sogar noch
weitergespült, jedoch wurde es dann immer dunkler, bis es schließlich einfach schwarz aus allen
Hähnen kam. Schwarz wie Öl.
Man darf gespannt sein, was die nächste Woche bringt.
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