Sonntag, 22. Januar 2012

"Zurück an die Arbeit"

Das neue Jahr ist nun schon über drei Wochen alt und wir kommen allmählich wieder in unseren Alltagstrott. Für mich begann das neue Jahr mit viel Arbeit, da Cynthia, meine eine Englischlehrerin, krank und Gina, meine andere Englischlehrerin, auf Flitterwochen war.
Ich hoffe sehr, dass sie beide morgen wieder erholt zur Schule kommen, damit wir uns die Klassen wieder teilen können. Auch das Basketballtraining wurde, wie bereits erwähnt, nun intensiviert. Jeden Morgen wird trainiert. Manchmal waren die Jungs etwas spät dran, manchmal kamen sie sogar vor mir, manchmal waren sie unglaublich motiviert, so haben wir am Mittwoch 2 1/2 h ohne Pause durchtrainiert, manchmal musste ich sie aber auch ziemlich antreiben, sodass ich sie durchaus ein paar Extrarunden laufen ließ.

Sebastian bei einem Zwei- Punkte- Wurf
Alfred beim Angriff

Simon beim Verteidigen

Dienstag war Julia wieder bei Emma zu Besuch, Kochunterricht. Dieses Mal:

Jollof Rice

Man koche Reis, dazu erhitze man Öl, mit Zwiebeln.
Als nächstes füge man Tomatenmark hinzu.
Im Mixer Tomaten mit Knoblauch, Pfeffer, Zwiebeln und ein wenig Wasser mixen.
Anschließend kochen lassen und Hühnerbrühe dazugeben. Würzen.
Schlussendlich alles mit dem Reis zusammenfügen und noch einen Moment kochen lassen.
Am besten Fried Chicken dazu servieren.

Auch Donnerstag war wieder gemeinsamer Kochkurs mit Julia und Jana angesagt, das vorerst letzte Mal.
Dieses Mal sollte es länger dauern:

Reis mit Chicken und Groundnut Soup

Man nehme Groundnut Stew (flüssige Erdnusscreme), erhitze es zusammen mit Tomatenmark.
Kochen lassen bis sich auf der Oberfläche viel Öl absetzt. Ständig rühren (ca. 45 min.)
Dazu Hühnchen in Wasser mit Salz und Gewürzbrühe oder Maggiwürfeln kochen.
Tomaten mit ein paar Pfefferschoten, sowie Zwiebeln und Knoblauch mixen und zum Hühnchen geben.
Lange kochen lassen. Dazu Broken Rice kochen.
Nun noch Zwiebeln zum Hühnchen hinzugeben, mit der Groundnut Soup vermengen und noch einige Minuten
kochen lassen. Eventuell noch nachsalzen.
Reis und Groundnut Soup mit Hühnchen separat servieren.

Freitag ging die Woche dann ganz entspannt zu Ende, Julia wollte noch einige Souvenirs am Castle besorgen und anschließend sind wir ins Castle Beach Restaurant essen gegangen, das absolut eine Empfehlung verdient. Nur der Strom spielte uns abends Streiche, aber auch das legte sich später, schließlich mussten wir noch packen.
Samstagmittag ließen wir uns von einem Taxi abholen, das uns an die Metro Bus Station brachte. Gegen halb drei fuhren Jana, Julia und ich dann nach Accra. Der Bus war gut, da nicht ganz so groß, mit nicht ganz so vielen Sitzen vollgequetscht, sodass wir relativ viel Platz hatten. Auch der Fahrer hatte einen ganz entspannenden Fahrstil, auch wenn das vielleicht daran lag, dass er den Weg nicht so ganz kannte. Nur der Preis war auf Grund der in letzter Zeit stark gestiegenen Spritpreise leicht angestiegen. Es war aber eine gute Fahrt und gegen sechs Uhr kamen wir in Kaneshi an. Wir nahmen dann ein Taxi zum Flughafen, verhandelten den Preis auf 15 Cedi (die Fahrt war wirklich lang, aber verhandeln gehört dazu) und wurden auch direkt vor der Eingangstür abgesetzt.
Julia und ich gingen in die Eingangshalle, während Jana leider nicht mehr reingelassen wurde, wir warteten dann einige Minuten, bis sie sich durchschmuggeln konnte. Um den Flughafen zu betreten muss man am Eingang Pass und Flugticket zeigen. Eigentlich. Schockierend wurde der Besuch der Kofferwaage, es hieß umpacken, bis sie schließlich bei Koffer sowie Reiserucksack ganz genaue 23kg anzeigte. Anschließend suchten wir uns einen gemütlichen Platz, spielten noch ein paar Runden Karten, bis wir uns in die Menschentraube beim Check- in von TAP Portugal gesellten. Beim Warten lief glücklicherweise das Eröffnungspiel des Africa Cups: Der Gastgeber Äquatorialguinea gegen Libyen. Eins zu null.
Nach dem Einchecken wollten wir noch essen gehen, als wir aber im Restaurant saßen, bemerkten wir, dass auf dem Ticket handschriftlich vermerkt war: "Gate closes at 22:00". Also mussten wir ziemlich hektisch hoch ins obere Stockwerk, Julia stellte sich zur Personenkontrolle an und Jana und ich verabschiedeten uns von ihr. Wir standen noch eine Weil in der Halle und sahen ihr zu, bis sie aus unserem Sichtfeld verschwunden war, zum Gate.
Jana und ich hatten uns eigentlich beim Rising Phoenix Hotel angekündigt, aber spontan dachten wir, dass es doch irgendwie möglich sein musste, auch zu so später Stunde, noch nach Cape Coast zurückzukommen. Wir stiegen also nach einer Erkundigung an einer Informationsstelle wieder in ein Taxi zurück nach Kaneshi und als wir gerade ausstiegen wurden wir schon wieder umringt von Ticketverkäufern, das Trotro nach Cape war schon fast voll. Wenige Minuten später ging es los, durch die Nacht. Wir waren beide vom Tag geschafft, schliefen immer wieder ein, ich stieß häufige Male bei Hubbeln mit dem Kopf gegen die Scheibe und wachte auf. Die Straße war ziemlich leer und der Fahrer auch nicht scharf darauf, die ganze Nacht unterwegs zu sein. Wir überholten also typisch ghanaisch und waren dann gegen halb Zwei in Cape Coast, wo wir einen Drop- in nach Hause nahmen.

Sonntag, 15. Januar 2012

"Ein neues Jahr beginnt"

Allmählich gingen die Ferien leider zu Ende. Jedoch nicht, ohne noch etwas Sehenswertes zu erleben.

Am Freitag des letzten Ferienwochenendes fuhren Julia und ich nach Accra. Wir liefen morgens zur Pedu Junction und fuhren mit einem recht neuen Trotro, das noch dazu sehr bequem war, für sechs Cedi nach Accra. Die Fahrt verlief gut, wenn auch zwischen Cape Coast und der Hauptstadt eine neue Baustelle entstanden war, die unsere Fahrt um über eine Stunde verlängert hat. Man merkt recht schnell, wenn man sich Accra nähert, da der Verkehr immer dichter wird, genauso wie die Besiedlung des Umlandes. Gegen Mittag erreichten wir Kaneshi, den Stadtteil, in dem die Busse und Trotros, die von Cape Coast kommen, anhalten. Man kommt auf einer großen Straße an und wird aus dem statischen Sitzen hinausgeworfen  in das scheinbare Chaos der Stadt, ohne eine Ahnung zu haben, wo man hin muss oder hin möchte.Wir nahmen einen alten Bus (ein wirklich sehr sehr alter indischer Tata Bus, der seine besten Jahre definitiv bereits hinter sich gelassen hatte - und die meisten anderen wohl auch). Für 35 Pesewas bekamen wir einiges zu sehen. Wir fuhren richtung Makola. Auf dem Weg passierten wir Agbogbloshie, auch "Toxic City" genannt, die vielleicht größte Elektroschrotthalde der Welt.
Gut sichtbar für jeden, der vorbeifährt, aber durchaus ein Stück von der großen Straße entfernt, liegt dieser Stadtteil, direkt an der großen Lagune. Ein Meer von kleinen Hütten, dicht an dicht gequetscht ohne Raum zum Atmen, vor allem, weil einem die austretenden Gase wahrscheinlich die Luft nehmen. Um die Hütten herum wuchern Müllberge, bzw. weitläufige Müllfelder, teilweise qualmend, teilweise durchwühlt von Menschen. Menschen, die sich ihren Weg bahnen, Menschen, die Brauchbares suchen. Wir fuhren die Westseite entlang, bis wir im Süden eine Brücke erreichten, die uns über die Lagune in die Stadt führte. Der kurze Moment nur, etwa eine halbe Minute, den wir benötigten, um einen Ausläufer der Lagune zu überqueren, war geprägt von unglaublichem Gestank. Man gewöhnt sich in Ghana mit der Zeit an die Vielfalt der oft intensiven Gerüche. Wenn man auf den Markt geht, an Fisch und Fleisch vorbeigeht. Oder der Fisch direkt am Kopf vorbeizieht, getragen von Straßenverkäuferinnen. Die Abgase der vielen alten Taxen, abbrennende Müllhaufen vor dem Haus. Aber dieser Geruch, der Gestank des Mülls, der die Lagune verseucht, spielte in einer anderen Liga. Er war scharf und stechend und schien für den kurzen Augenblick alles zu durchdringen, selbst, wenn man die Atmung einstellte.

(Wer mehr zur Toxic City erfahren möchte: Ein Link zur ZDF- Doku befindet sich rechts unter "Infos")

Schließlich erreichten wir Makola Market, den größten Markt der Stadt und bahnten uns einen Weg durch
diesen. Auch auf diesem Markt verliert man recht schnell die Übersicht. Und in meinem Fall auch die Lust.
Zudem befinden sich um den Markt herum mehrstöckige Gebäude, wie z.B. der Hongkong Market, von welchem aus man einen interessanten Blick auf das Geschehen hat. In allen fünf Stockwerken befinden sich Läden und Lager, Frisöre und Schneider, Lebensmittel, Menschen, die mit Waren unterwegs sind. Accras Marktleben gewinnt noch eine dritte Dimension dazu. Was zunächst unwirklich erscheint, dieser Trubel auf den Treppen und offenen Geschossen, ist schon nach kurzer Zeit ein einfacher Zuwachs in richtung Himmel, noch dazu eine angenehme Abwechslung. Anschließend gingen wir in die Makola Mall, eine Ansammlung kleiner Geschäfte in einem offenen und ebenfalls mehrstöckigen Gebäudekomplex. Allerdings ist dieser Bereich des Marktes sehr viel ruhiger und sehr empfehlenswert. So erstand ich das neue 2012er Ghana Trikot für den anstehenden Africa Cup, sowie zwei neue Basketbälle für die Jungs.
Von der Mall aus gingen wir zum National Theatre, einem beeindruckenden Gebäude. Wie so viele in Accra.
Es ist einfach eine andere Welt, als man sie in vielen anderen Teilen Ghanas erlebt. Die Hauptstadt pulsiert. Sie zeigt die ärmsten Bereiche ebenso krass auf, wie die reichsten. Die Kluft ist riesig undscheint mitten in der Stadt zu klaffen. Man braucht nicht allzu lang von Agbogbloshie zum Nationaltheater, dem riesigen Mövenpick Hotel oder dem unglaublichen Flagstaff House, in welchem der Präsident residiert. Ein Bauwerk von gigantischem Ausmaß, modern gezeichnet und trotzdem traditionell angehaucht. Und auch wenn Accra eine große Stadt ist, sind die Distanzen zwischen den Stadtteilen nicht so groß, wie die Welten, die sie trennen. Die Häuser der Botschafter, die Mercedes und BMW, die durch die Straßen schießen. Mit verdunkelten Scheiben, die keine Blicke reinlassen. Vermutlich auch keine heraus.
In wahrscheinlich keiner anderen Stadt Ghanas wird einem die Anwesenheit der Oberschicht und deren Abstand zur normalen oder armen Bevölkerung so krass verdeutlicht. Ebenso wenn man zum Flughafen fährt. In der Umgebung befinden sich namhafte Hotels wie das Holiday Inn, Best Western, Golden Tulip, Plaza etc. Einzelzimmer kosten 200 Dollar aufwärts pro Nacht, dennoch sind die Hotelkomplexe riesig. Die Konkurrenz jedoch beschränkt. Wer die ghanaische Oberschicht erleben möchte, muss nur die Accra Mall besuchen. Nach unserem eher anstrengenden Besuch des Arts Centres nahmen wir von der Tema Station aus ein Trotro
und fuhren für 80 Pesewas mit einem alten und bunten Mercedes 310D zu besagter Shopping Mall.
Es handelt sich bei der Accra Mall um ein modernes Einkaufzentrum, das solchen in Deutschland in absolut
nichts nachsteht. Es gibt einen großen und ordentlichen Parkplatz mit Parkanweisern und Security, voller
deutscher Autos aus dem sogenannten Premiumsegment. Am Eingang wartet eine Dame, die einem eiskalten
Amarula serviert, innen ist die Mall natürlich klimatisiert. Und sauber, wie die Toiletten, die minütlich
geputzt werden. Es gibt Shops von Puma und Nike und auch Birkenstock. Einem absoluten Trend unter den
reichen Kids. Es gibt einen Buchladen, Boutiquen, zwei gigantische Supermärkte, die so ziemlich alle Produkte verkaufen, die es auch Zuhause gibt. Sie kommen ja auch von dort. Schön war die Begegnung mit einem Gardena- Gartenschlauch, der über folgende Aufschrift verfügte: Made in Germany. 89079 Ulm. Meine Postleitzahl. Es gibt zudem das wohl einzige Kino Ghanas, das wir als solches erkennen würden und auch einige Restaurants, die einen Besuch wert sind. Das Publikum: junge Ghanaer reicher Eltern, westlich gekleidet, reiche ghanaische Familien aus der Oberschicht, ausgestattet mit i Pad, i Phone und i Pod zugleich. Außerdem sehr sehr viele Weiße, die im Gegensatz zu uns Großeinkäufe tätigten.
Es war einerseits ein verwirrender Ausflug, da man solche Bilder nur in Accra zu sehen bekommt, krasser Unterschied zwischen den Schichten. Andererseits war es erholsam, in Geschäfte zu gehen und sich umzusehen, ohne von aufdringliches Verkäufern belagert zu werden. Nicht zu schwitzen wie sonst immer, sich auf eine Bank setzen zu können. All die Sachen im Supermarkt anzuschauen und sich vorzustellen, was man dort alles kaufen könnte. Wieder zurück auf der Straße kämpften wir um einen Platz im Trotro, mit dem wir von der Mall zum Flughafen fuhren. Es war inzwischen dunkel und immer wieder belagerten und Kinder. Kinder aus Indien und Südamerika, die sich einem an den Arm klammern und Geld wollen. Kinder, die einem nicht von der Seite weichen und sich verstecken, wenn sie irgendwo eine Kamera sehen. Vermutlich handelt es sich um organisiertes Betteln und Geldbeschaffen.
Von der Kreuzung aus, an der wir ausstiegen, mussten wir noch einige Minuten durch breite, leere Straßen laufen, bis wir zum Flughafen kamen. Dieser war jedoch alles andere als leer. Noch um zehn Uhr abends war viel los. Taxen, Busse und Autos passierten die Straße zur Abflughalle in Schritttempo. Stoßstange an Stoßstange. Wir trafen Jana und verabschiedeten uns noch von ihrer Familie, deren Urlaub nun vorüber war. Wachleute baten uns öfters, den Platz vor der Abflughalle freizuhalten, deshalb war der Abschied kurz.

Als wir im September ankamen, war mir nicht aufgefallen, wie der Flughafen wirklich aussieht. Wenn man ankommt, hat man keinen Blick dafür, man erkennt eigentlich überhaupt nichts. Alles war chaotisch und nicht besonders schön. Die Abflughalle, wenn auch nicht besonders ausgestattet, ist jedoch ganz neu, 2004 gebaut, von Architekten, die international beschäftigt sind. Das Gebäude ist sehr modern, dennoch nicht westlich. Wie der Präsidentenpalast, so verfügt auch der Kotoko Flughafen, wahrscheinlich der modernste Westafrikas, über Details, die die Traditionen aufrufen, Verbindungen zur heimischen Kultur herstellen. Die Front ist westlicher gestaltet, abgerundet, braun, dazu weiß. Ein Stück zurückgesetzt, ist die Wand des Hauptgebäudes typisch ghanaisch. Die Fassade sieht aus wie der traditionelle Kente- Stoff, das Dach des Flughafens ist zudem nach oben geschwungen und erinnert somit, wie auch das Dach des Flagstaff Houses und das vieler anderer öffentlicher Gebäude, an die geschwungene Form des goldenen Stuhls. Das Dach rezitiert Elemente des höchsten Objekts in der traditionellen Kultur, den Stuhl des Asanthene, des höchsten Chiefs, welcher vom Himmel herabfiel und auf welchem noch heute das Oberhaupt der Ashanti sitzt.

Wir verließen den Flughafen mit Rocky, dem Fahrer, der Jana und ihre Familie nach Accra gefahren hatte, dort den ganzen Tag gewartet hatte und uns nun heimbringen sollte. Wir fuhren mit seinem privaten Auto, einem relativ gut erhaltenen Toyota Avensis. Das war jedoch das einzig positive an der Fahrt. Sein Fahrstil beunruhigte sogar mich, von Julia und Jana auf dem Rücksitz ganz zu schweigen. Ich schnallte mich an. Denn wenn selbst Ghanaer das tun, fange ich an mir Sorgen zu machen. So fuhren wir häufig (nachts, bei Dunkelheit!) auf der linken Spur oder überholten mehr als waghalsig und unnötig. Der Höhepunkt war dann ein Wettrennen mit einem Taxifahrer. Dieser versuchte uns bei bereits 120km/h (100 sind erlaubt) zu überholen. Als er schräg hinter uns ausscherte, gab Rocky Gas und beschleunigte auf über 150 Sachen. Der Taxifahrer gab nach, besonders aufgrund des Gegenverkehrs. Nachdem wir einen Ort passiert hatten, ging das Drama von vorne los, wieder kam der Taxifahrer nicht vorbei und gab nach einigen Kilometern schließlich auf.

Die erste Schulwoche begann zunächst gut, denn Montag hatte ich noch frei. Der zweite Tag war dann schon etwas nervig, da ich morgens als erster da war, vor allen Lehrern und den meisten Schülern. Deshalb ging ich auch etwas früher, da ich sowieso mit Emma ins Krankenhaus musste. Meine Haut ärgert mich nun schon seit einigen Wochen und wird nicht besser. Der kubanische Arzt konnte mir allerdings auch nicht viel weiterhelfen.
Mittwoch hielt unser Direktor dann eine Neujahrsrede bei der Lehrerkonferenz, in der er die Lehrer für das neue Jahr zu motivieren versuchte. Er wünschte sich, dass sie sich noch mehr bemühen, sich noch mehr für die Schüler engagieren, da sie ihre Arbeit für die Schüler verrichten. Donnerstag und Freitag musste ich dann alle Englischstunden übernehmen, das heißt oftmals zwei parallel, da die beiden Englischlehrerinnen nicht zur Schule kommen konnten. Donnerstag hatten Julia und ich auch noch unsere erste ghanaische Kochstunde. Wir gingen nachmittags zu Emma und verbrachten den restlichen Tag in ihrer Küche. Zuerst machten wir

 Plantain Chips

 Man nehme Plantain (grüne für salzige Chips, gelbe für süße Chips).
 Man reibe die Plantain in kleine Stücke und gebe sie in kochendes Öl (viel Öl)
 Im Folgenden werden die Plantain eine Weile frittiert, bis sie hart werden.
 Anschließend abkühlen lassen und evtl. leicht salzen.

Nach diesem Snack wagten wir uns an das erste Gericht:

 Fried Rice

 Man koche Reis. Dazu gebe man ein wenig Öl in eine Pfanne.
 Man dünste Zwiebeln, gebe Zwiebelröhrchen und Karotten dazu, sowie einen Würfel Gemühsebrühe.
 Anschließend folgen Kohl und einige Esslöffel Sojasauce.
 Nun gebe man den gekochten Reis dazu und würze das Ganze noch mit etwas Pfeffer, je nach Belieben.
 Typischerweise serviere man frittierte Hähnchenschenkel zu Fried Rice.

Neben der Schule begann natürlich auch wieder unser Basketballtraining und im Moment müssen sich die Jungs, ebenso wie auch ich, wieder in das regelmäßige Training reinfinden. Freitag trainierten wir wieder zweimal und spielten noch eine Runde gegen die Turniersieger vom letzten Jahr, die Jubilee School. Allerdings handelte es sich bei deren Spieler noch um eine Vorauswahl, die gegen unsere Jungs keine Chance hatten. Freitag verschwand auch ein weiterer Hund. Der erste war schon seit vor Weihnachten nicht mehr da gewesen und nun beseitigte Freddie auch noch den zweiten. Es ist leider zu vermuten, dass er ihn getötet hat. Er hatte schon länger gesagt, dass er die Hunde loswerden wollte, das sie stets heulen und bellen. Nun ist nur noch einer von drei Hunden übrig.

Das Wochenende war dieses Mal nicht so entspannend, da ziemlich verplant. Samstagmorgen um acht trafen Julia und ich an der Metro Bus Station meinen Schulleiter, sowie drei weitere LehrerInnen. wir warteten bis ungefähr neun und nahmen dann ein ziemlich geräumiges Trotro richtung Accra. Auf dem Weg nach Accra liegt Winneba. Dort sollte heute Georgina Monney, meine Englischlehrerin, vor der ich gelegentlich Stunden übernehme, heiraten. Und wir waren ausdrücklich eingeladen. Gegen halb Elf kamen wir in Winneba an, nahmen zusammen ein Taxi zur Methodist Church und nahmen in dieser Platz, Julia und ich eine Reihe vor den Lehrern. Kurze Zeit später stieß noch Mr.Narh zu uns dazu und gemeinsam warteten wir auf die eigentlich um 10 Uhr beginnende Hochzeit. Wir warteten bis halb Zwölf, während der Orgelspieler sich warmspielte. Die Kirche war durchaus groß und verfügte über ziemlich gute Holzbänke, viel Licht flutete durch ungewöhnlich viele Fenster, die Ventilatoren an der Decke waren aus. Es war nicht besonders warm und auch ziemlich trocken. Am Ende des Mittelschiffs, hinter dem Altar, hing ein großes Holzkreuz, beleuchtet durch weiße Neonröhren. Die restliche Kirche war durch Kunstblumen und Girlanden geschmückt, ein sehr ordentlich gestalteter und sauber gedruckter Flyer mit dem Tagesprogramm lag aus. Das Programm war lang. Als es losging, war das nicht zu überhören. Wahrscheinlich in ganz Winneba nicht. Die Braut wurde durch eine enorm laute Brigade begleitet, natürlich von ihrem Vater geführt und vornweg liefen zwei Kinder. Ein junge hatte den exakt gleichen Anzug wie der wartende Bräutigam, ein Mädchen passend dazu eine kleine Kopie des Brautkleides. Begleitet wurde das Ensemble durch Marschtrommeln und Trompeten, marschierende Frauen mit Standarten.
Die Zeremonie zog sich im Folgenden zwei Stunden hin, mit Gebeten und Gesängen, Predigten und formellen Angelegenheiten, es war eine rechte Folter bis das Paar endlich zu seinem ersehnten Ja- Wort kam. Und dann war es noch nicht zu Ende. Das Programm war wirklich ausführlich und mit der Zeit ermüdend, als einer der zehn Reverends auf Fante wechselte und so eine halbe Stunde predigte. Die Kirche endete mit entspannter Musik und Tanz.
Nach einigen Fototerminen vor der Kirche mit Familie, Freunden, Kollegen (dazu gehöre auch ich) fuhren wir mit dem Taxi zu einer Villa, die mit bunten Tüchern in Creme, Flieder und Lila prachtvoll geschmückt war. Unter dem Vordach saßen Braut und Bräutigam, gegenüber unter zahlreichen kleinen Zelten die etwa 250- 300 Gäste. Wir bekamen Erfrischungsgetränke und diverse Ansprachen, bis es zum Buffet überging. Es gab zahlreiche Gerichte, wir bekamen Jollof Rice, Curry Rice, sowie Reis mit Bohnen, Salat und Hühnchen auf unsere Teller. Es war wirklich lecker und gerade ging das Programm weiter, das Anschneiden der Torte, sowie das Öffnen der Champagnerflaschen stand an. Allerdings fragten uns meine Lehrer dann ziemlich plötzlich und ruppig, ob wir fertig seien, wir müssten los. Und so brachen wir ziemlich überstürzt auf, denn auf der anderen Straßenseite wartet ein Trotro, ein gelber Mercedes Sprinter der Methodist Church in Cape Coast, das uns gratis mit zurücknahm, sodass wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder Zuhause waren. Nach einem interessanten, wenn auch anstrengenden, Tag.


Methodist Church Winneba

Die Kirche von innen, mit Pop Art- Neon- Kreuz
Das Hochzeitspaar: Joseph S. A. Dadzie und Georgina Monney, pardon "Dadzie"


Das Paar, mit Trauzeugen und den Reverends
Die Villa, in deren Hof die Feier statt fand


Die Festgarnitur




Hochzeitstorte anschneiden
Der Sonntag war dann erst ziemilch ruhig, wir frühstückten gemeinsam auf unserer Veranda, bis dann der Toaster zu brennen anfing. Er brannte auch ganz ordentlich, selbst nachdem ich den Strom getrennt hatte und fleißig versuchte, ihn mit einem Handtuch zu löschen. Die Flammen waren jedoch recht hoch, sodass ich sie mit einem Wasserbeutel ausmachen musste. Danach öffnete ich den Toaster mit einem Taschenmesser, entfernte sämtliche Krümel und anschließend funktionierte er auch wieder, wenn auch leicht qualmend. Es war ein kühler und daher recht angenehmer Sonntagmorgen, es war die erste Nacht, in der ich wirklich gefroren hatte. Nach dem Frühstück rief mich dann Ali an, er wäre in Elmina, ob ich nicht vorbeikommen wolle. Ich hatte ohnehin logistisches mit ihm zu besprechen und daher machten Julia und ich uns auf den Weg nach Elmina. Vom Black Star nahmen wir einen Drop- in direkt zur Coconut Grove kurz hinter Elmina. Für acht Cedi. Ich war noch nie vorher in Elmina gewesen, obwohl man mit dem Taxi von hier aus nur etwa zehn bis 15 Minuten benötigt. Es ist ein schöner Ort, mit einem schönen Strand, ordentlichen Straßen, teilweise interessanteren Häusern als in Cape Coast, dem ältesten Castle Ghanas, sowie vielen Fischerbooten, in der Bucht direkt in der Stadt. Abeku fuhr uns bis in das Beach Resort, vorbei an den Lehmhütten und Holzlagern, Fischerhütten und dem Golfplatz. Angekommen, mussten wir auch fast sofort wieder zurückfahren, da Ali nicht allein unterwegs war und schon wieder im Aufbruch. Ein etwas unglücklicher Ausflug, aber so kam ich immerhin endlich mal nach Elmina.
Nachmittags gingen wir wieder nach Abura, zu Emma. Kochkurs. Heute:

 Red Red

 Man koche Reis, sowie Black Eye Beans. Am besten in einem Schnellkopftoch, ca. 2h.
 Man gebe Tomaten mit ein wenig Wasser, Zwiebeln und Pfeffer in einen Mixer,
 später mit den Bohnen zusammenführen.
 Als Beilage Fried Plantain
 (gelbe Plantain in dickere Scheiben schneiden und in kochendem Öl mit etwas Salz frittieren)

Die erste Arbeitswoche des Jahres ist wieder geschafft. Vier Monate sind es nun insgesamt. Man gewöhnt sich an vieles, lernt vieles und hört auch nach einiger Zeit der Eingewöhnung nie auf, noch neues kennen- und verstehen zu lernen. Ab Montag heißt es: Jeden Tag Basketballtraining um 06:30, denn in der vorraussichtlich zweiten Februarwoche steht das Milo- Turnier der Central Region an, worauf die Jungs schon hinfiebern.

Sonntag, 1. Januar 2012

"Reise nach Jirapa"

Zu Beginn der Weihnachtsferien starteten wir unsere Reise nach Jirapa, in der Upper West Region.

Morgens wollten wir einen der typisch orangenen MMT (Metro Mass Transit Limited) Busse (von Neoplan) nach Kumasi nehmen, aber als wir an der Busstation ankamen, war weit und breit keiner zu sehen, weshalb wir uns für ein Trotro entschieden. Ein alter, weißer Mercedes Sprinter, mit ordentlicher Ausstattung (Kunstlederbezüge, Fernseher), der uns für sechs Cedi bis nach Kumasi mitnahm. Die Fahrt verlief ziemlich ruhig, die Bilder, Farben, Städte, der Busch, die Pflanzen und alles, was sonst so unterwegs war, flogen an uns vorbei.

Unser Luxus- Trotro nach Kumasi


Gegen halb zwei stiegen wir in Kumasi, der Hauptstadt der Ashanti Region, aus. An der Keshetia Bus Station. Mitten im Trubel der Metropole. Auf dem Weg durch die Stadt, bepackt mit meinem nicht allzu leichten Reiserucksack, trafen wir auf Gesine und Jana, die die Tage zuvor in Kumasi gewesen waren. Sie mussten zum Bus, um noch am selben Tag zurück nach Cape Coast zu kommen. Wir setzten unseren Weg fort, noch kurz zum Cultural Centre, wo wir noch essen gingen, bevor wir die Stadt gefühlt einmal komplett durchquerten, auf der Suche nach unserem Hotel. Das Presbyterian Guest House erreichten wir durch große und ebenso volle Straßen, die zu passieren wir mit meinem Rucksack echte Probleme hatten. Die immerhin vorhandenen Fußgängerwege waren genauso überfüllt mit Waren und Menschen wie die Straßen mit Autos, Taxen und Lieferwagen. Wir kamen an einigen großen Baustellen vorbei, Supermärkten, der Ghana Post Office von Kumasi (mit 20 000 Postboxen) und ein paar Banken. Wir fragten uns durch und ich navigierte uns mithilfe des Reiseführers ziemlich sicher bis zum Ziel. Angekommen trafen wir noch einmal auf Jana und Gesine. Im Gästebuch des Hostels.

Innenhof und offene Gänge im Obergeschoss des Presbyterian Guest Houses


Es war ein großes Gebäude, das über weitläufige, offene Gänge viele Zimmer miteinander verband. Die Zimmer waren schlicht, aber gut. Zwei Betten, Tisch, zwei Stühle, ein Schrank, sowie ein gefliester Boden und ein Ventilator waren ein guter Standard. Das Bad und das Klo auf dem Flur hätten besser sein können, unser selbstgemachtes Frühstück im Zimmer entschädigte uns jedoch. Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg in den Zoo. Für fünf Cedi Eintritt erwartete uns ein ambivalentes Ambiente. Der Zoo liegt mitten in der Stadt und wird durch riesige, weniger gut erhaltene und mit Stacheldraht gesicherte Mauern von der Außenwelt abgeschirmt. Im Inneren befinden sich auf einigermaßen viel Platz leider ziemlich kleine Gehege für die Tiere. Natürlich sind die Zoos bei uns, z.B. die Wilhelma, auch nicht besonders großzügig, was die Größe der Tiergehege angeht. Aber der Zoo von Kumasi hätte noch genug Platz, um sämtliche Käfige deutlich zu vergrößern. So leben Antilopen, Krokodile, Schlangen, Vögel und Affen, wie bei uns, recht beengt. Lediglich die Löwen und Schimpansen haben mehr Platz. Leider sind die meisten Käfige auch ziemlich heruntergekommen. Zwar ist der Schimpansenkäfig größer gebaut, sodass die Affen auch etwas
klettern können, aber es befindet sich kein Stroh auf dem Boden oder dergleichen, sodass der Käfig aus einem Betonfundament mit verrosteten Stahlstangen besteht. Der Zoo ist auch nicht besonders stark besucht, weshalb sicherlich auch das Geld für Verbesserungen fehlt. Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass die Eintrittszahlen künstlich hochgeschraubt werden, zumindest kann ich es mir nicht anders erklären, dass wir zu zweit acht Eintrittskarten bekommen haben.

Die Gegend rund um unser Guest House




Der Eingang zum Zoo

Der Zoo, aus dem hinteren Bereich betrachtet

"Give me"

Ein Melonenbaum im Cultural Centre
Ein kleiner Teil des riesigen Central Markets



Danach sind wir zum Cultural Centre gegangen, um ein paar Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Dort befinden sich auf einer großen, Anlage viele Werkstätten und Shops der verschiedenen Handwerkskünste: Schmiede, Weber, Schneider, Töpfer. Man kann Taschen und Kleider, Schmuck und viel Kleinkram kaufen, was das Touristenherz so begehrt.
Anschließend versuchten wir noch unser Glück auf dem Central Market, dem wahrscheinlich größten Markt Westafrikas. Man verliert jegliches Raumgefühl, weiß nicht in welche Richtung man läuft, wo es wieder rausgeht und wieviel Zeit vergeht. Der Bewegungsraum ist auch ziemlich begrenzt. Am besten schaut man, dass man findet, was man braucht und dann entscheidet man sich, in eine Richtung zu laufen, bis man an irgendein Ende kommt.
Bei Abenddämmerung schlenderten wir durch Gewusel und Trubel der Stadt zurück zu unserem Hotel. Dort trafen wir noch Referend John Richard Nkrumah, einen Freund von Julias Gastvater Daniel. Er wünschte uns noch eine gute Reise und lud uns bei nächster Gelegenheit zu sich nach Hause ein. Immer wieder staune ich hier in Ghana, wie klein die Welt doch ist. Am nächsten Morgen standen wir um vier auf, nahmen ein Taxi, machten einen Drop- in (das bedeutet, dass einen das Taxi genau dort hinfährt, wo man hin will; im Gegensatz zu einem normalen Share- Taxi, bei dem man ein- und aussteigt, wie bei einem Linienbus) und waren vor sechs an der Metro Bus Station. Leider waren wir dennoch zu spät. Bereits so früh am Morgen war die Busstation total überfüllt. Etwa 60 Busse befanden sich auf dem Platz, die im Minutentakt kamen und wieder losfuhren. Allein nach Wa, die Hauptstadt der Upper West Region, standen etwa 200 Leute vor uns in der Schlange und so mussten wir zusehen, wie vor unserer Nase drei Busse nach Wa fuhren. Dann sagte man uns, dass kein Bus mehr fahren würde. Einige Fahrgäste beschwerten sich und plötzlich hieß es wieder, es würde noch ein Bus kommen. So ging das ein paar Stunden und mit der Zeit wurde die Menge unruhig. Ein Manager besorgte einen Bus, dieser fuhr vor, dann kam wieder ein anderer Manager und sagte, so gehe das nicht und bestellte den Bus wieder ab. Immer wieder hieß es, nun würden Tickets verkauft, alle quetschten sich in eine Reihe - wieder war nichts. Insgesamt ging das ganze Dilemma über neun Stunden und wir waren, wie die meisten Menschen, ziemlich erschöpft und hatten mittlerweile schon überlegt, wieder zurück nach Cape Coast zu fahren. Um halb vier jedoch kam dann wirklich ein Bus. Es war der erste, der morgens in Wa losgefahren war und nun in Kumasi ankam. Wir bekamen ziemlich schnell ein Ticket und dann ging es auch zügig weiter. Normalerweise fahren die Metrobusse nicht über Nacht. 
Noch bevor wir Kumasi verlassen hatten, trafen wir schon auf zwei Unfälle. Ein Trotro war im Graben gelandet und ein LKW lag diagonal auf der Straße, sodass der Bus diesen spektakulär umfahren musste. Die weitere Fahrt verlief teilweise ruhig, meistens eher ruppig, aber vor allem sehr sehr schnell. Durch die Nacht rasend, über Schotter- und Staubpisten jagend, stoppten wir nur einmal in Bamboi, ansonsten fuhren wir durch. Wa erreichten wir gegen halb elf nachts, ziemlich müde. Wir nahmen ein Taxi zur Trotrostation und dort das letzte Trotro, das noch gut voll wurde. Über Nadawli fuhren wir nach Jirapa, wo es schon merklich
kälter war als hier im Süden bei Nacht. So endete unser Tag erst gegen drei Uhr morgens, wir waren jedoch einfach erleichtert, endlich angekommen zu sein.
Gleich am nächsten Tag ging ich in Jirapa zum Frisör. Eigentlich wollte ich das vermeiden, aber es ließ sich nicht umgehen. Ich erklärte dem Frisör was ich wollte, der Salon war nebenbei bemerkt für ein ghanaisches Geschäft überaus ordentlich und mit viel Liebe zum Detail, er jedoch verstand anscheinend nicht so ganz genau, was ich wollte. Jedenfalls setzte er mit der Maschine ziemlich tief an, um das Ganze schlussendlich noch mit der Rasierklinge zum Abschluss zu bringen. Ergebnis: deutlich unter 10mm. Aber egal, kann ja mal passieren. Ansonsten ist es aber interessant, wie sehr sich der Norden, bzw. der Upper West, vom Süden unterscheidet. Die Shops sehen gleich aus, aber die Flora ist eine andere. Unterwegs wurde es zwar dunkel, aber nördlich von Kumasi wurde der Urwald immer lichter, immer niedriger. Noch kurz nach Cape Coast sieht man viele Palmen. Diese werden richtung Norden immer weniger, man fährt lange Zeit durch dichten Busch. Mit der Zeit lichtet sich dieser, die Bäumer werden kleiner und , verschwinden später und verwandeln sich in weitläufige Savanne, mit hohen Gräsern, nur teilweise durch große Baobab- Bäume durchwandert. Doch auch diese haben in der Zwischenzeit ihre Blätter verloren. Es ist Trockenzeit, was man im Norden ganz besonders spürt, der sich dann dem Wüstenklima anpasst. Tagsüber brennt die Sonne, es ist heiß, aber trocken. Der Harmattan, der trockene Saharawind kommt und trocknet die ganze Region aus. Die Gräser und Bäume, Büsche und der Boden vertrocknen oder werden zur Vorsicht abgebrannt. Immer wieder sahen wir im Vorbeifahren, wie die Gräser angezündet werden. Über Nacht leuchten sie nah und fern, nachts wird es dann - vor allem für ghanaische Verhältnisse - ziemlich kalt, sodass die Feuer morgens ausgehen. Zwar trocknet einem der Harmattan wirklich Nase und Lippen, Haut und Rachen aus, dafür aber kommt man kaum ins Schwitzen und die Kälte bei Dunkelheit genoss ich sehr.

Eine ziemlich verfallene aber teilweise immernoch bewohnte Siedlung vor Jirapa

Die Tankstelle von Jirapa

ausgetrocknete Savanne

Jirapa, die Durchgangsstraße richtung Wa

Richtung Lawra

Ein typischer Shop in Vodafone- Farbe

Die Feuerwehr von Jirapa

Salamatu in unserer favorisierten Bäckerei


Samstag war es dann soweit. Weihnachten war gekommen. Still und heimlich, ohne dass wir es bei diesem Klima hier wirklich bemerkt hatten. Ungewohnt, ohne all diese Weihnachtsstimmung. Es wurde nicht wochenlang vorher die ganze Stadt geschmückt, es wurde nicht kalt, es schneite nicht, kein Weihnachtsmarkt. Ganz stimmt das nicht. Auch in Ghana feiert man Weihnachten. In den Supermärkten gibt es ganz superkitschige Weihnachtsdekoration, blinkende Plastiktannen und aus so manchem Laden schallt in ghanaischer Manier (laut, oder besser noch lauter, aus riesigen Lautsprechern) Weihnachtsmusik.
Gemeinsam gingen Julia und ich und ihre zwei Mitfreiwilligen gegen Nachmittag an einen nahegelegenen und mittlerweile deutlich geschwundenen See. Dort spielten wir Gitarre und sangen und natürlich gab es auch eine reiche Bescherung. Ich bekam ein sehr schönes ghanaisches Hemd. Am nächsten Tag feierten wir noch einmal Weihnachten, denn in Ghana findet dieses am 25. statt. Nach dem Frühstück begaben wir uns nicht in die Kirche, sondern an die Power House International School, die Teil des Projekts von Julias Gastvater ist. Schätzungsweise 500 Menschen hatten sich dort versammelt, alt und jung, die Pastor Daniels Gootesdienst
lauschten, den er in Englisch hielt, aber gleichermaßen von Pastor Joel in die lokale Sprache, Dagaari, übersetzt wurde. Auf typisch bunten Plastikstühlen oder den Schulbänken saßen die Menschen draußen im Schatten einiger Bäume, es gab Essen und man bestellte das örtliche Feuerwehrauto, um Wasser für alle zu besorgen. Nach zwei Stunden machten wir uns auf den Heimweg und warteten noch eine Weile bis es im Programm weiterging, zum Festessen. An das Haus von Familie Ayembilla grenzt ein ebenfalls Pastor Daniel gehörender Kindergarten an, in welchem man ein Tafel aufbereitet hatte, die sich sehen lassen konnte. Es gab alle möglichen lokalen Gerichte: Banku, TZ, Fufu, Plantain- Fufu, Plain Rice, Jollof Rice, Bambala- Beans, Light Soup, Groundnut Soup, Tomato Stew, Ginuea Fowl, Fried Chicken, Pork und Soya Kebab. Zudem Soyamilch und Malzbier. Es war sehr lecker, vor allem der Erdnusssoße kann ich nicht widerstehen.
Am Abend ging die Familie noch einmal in die Kirche, während wir Teig vorbereitet hatten, den wir vor dem Haus an einem Lagerfeuer zu Stockbrot verarbeiteten. Dazu spielten wir wieder Gitarre. Es war eine schöne Stimmung. Und da es draußen im Laufe des Abends auch kälter wurde, konnte man das Feuer richtig genießen und es kam doch noch etwas Weihnachtsstimmung auf.

wo wir Freiwilligen Weihnachten gefeiert haben

wo wir Lagerfeuer gemacht haben

Das Haus der Familie Ayembilla

wo wir Weihnachten mit der Familie gefeiert haben
Das Weihnachtsbuffet

Der Eingang zum Kindergarten: Welch passender Spruch zum Weihnachtsfest!



Der nächste Tag war etwas merkwürdig. Ayembillas hatten Besuch aus den USA. Zwei Rentnerinnen, die die Familie schon lange kennen, eine von ihnen hatte auch mal eine Zeit lang in der Northern Region gelebt. Sie hatten viele Spenden zusammengetragen, einige Tausend Dollar und besuchten nun die verschiedenen Projekte und machten auf sehr grobe Art und Weise gestellte Fotos für die Spender Zuhause. Es war recht ärgerlich, wie der Tag so ablief, wie wir und die Waisenkinder behandelt wurden, besonders merkwürdig fand ich aber die Geschenke, die die beiden US- Amerikanerinnen mitbrachten. Neben einigen Elektrogeräten für die Familie hatten sie auch Spielcomputer für die Waisenkinder dabei, für die andere Dinge irgendwie sinnvoller erscheinen. Ich denke, dass sie den Freiwilligen die Arbeit langfristig eher erschweren und dass sie, vor allem, da sie das Land kennen, Sinnvolleres hätten mitbringen und machen können, sich anders verhalten können.

Daniel und Elizabeth Ayembilla vor dem Waisenhaus

Das Waisenhaus von Jirapa


Noch zwei weitere Tage vergingen und wir begannen wieder zu packen. Donnerstagmorgen standen wir um halb drei auf, Jesse und Jeff, zwei von julias vier Gastbrüdern, fuhren uns mit dem Pick- up nach Wa, zur Busstation. Jesse fuhr ziemlich schnell, vor allem, da es noch dunkel war. Mit teilweise 140km/h rasten wir durch die Nacht, niemand kam uns entgegen. Was allerdings bei solchen Geschwindigkeiten passieren kann und warum die meisten Menschen hier nicht bei Nacht Auto fahren, zeigte und ein schräg auf der Straße stehender Geländewagen - mit Totalschaden. Jesse fuhr unbeirrt weiter und um vier Uhr waren wir in Wa. Noch war nicht viel los, der Bus nach Tamale und der nach Bolga standen allerdings schon bereit. Jeff stellte sich für uns an. Gegen fünf wurden die Schalter geöffnet. Dann kam es wie so häufig. Immer wieder ärgere ich mich über den Ablauf des Ticketverkaufes. Er beginnt, kurz nachdem der Bus vorfährt, der Schalter öffnet sich und die Leute, die seit Stunden davor warten, hoffen, dass sie ein Ticket für den nächsten Bus bekommen. Nebenbei quetschen sich Leute, die sich nicht anstellen möchten, jemanden von MMT persönlich kennen oder sich einfach nicht an die Regeln halten wollen, neben den Schalter und erhalten auf interessante Weise auch Tickets. Das ganze System finde ich ziemlich nervig. Die meisten Menschen stellen sich an, warten, bis sie an der Reihe sind. Manche drängeln sich auf Kosten derer, die sich an die Regeln halten, vor oder gehen zu einem der Metro- Angestellten, die bei Schalteröffnung selbst Tickets kaufen und diese für jeweils einen Cedi mehr weiterverkaufen. Das heißt, einige Leute nutzen den illegalen Extraticketverkauf, weil sich ihnen die Gelegenheit bietet, die Metroleute verkaufen diese illegal, zum Ärger der anderen Fahrgäste. Das macht die Menschen verständlicherweise wütend. Aber warum ist das so? Einfach weil jeder seine Chancen nutzt, um zu sehen, wo er bleibt. Wie wir erfahren haben, verdienen die Busfahrer bei MMT etwa 150 Cedi pro Monat, was bei dem Arbeitspensum nicht besonders viel ist. Zudem ist das wahrscheinlich noch deutlich mehr als die Ticketverkäuferinnen verdienen. Unsere Heimreise begann jedenfalls um halb sechs und verlief wie üblich über Bamboi völlig problemlos, wenn auch stellenweise holprig. Gegen halb eins erreichten wir Kumasi, verpassten den direkt nach Cape Coast abfahrenden Bus und stellten uns in die Reihe für den nächsten Bus, sodass wir um viertel nach eins bereits wieder unterwegs waren. Mit vielen Stops kamen wir dann um sechs in Cape Coast an, ließen uns für lediglich fünf Cedi bis vors Haus fahren.
Bis Sylvester entspannten wir erst einmal und genossen die Ruhe im und ums Haus. Solange zumindest, wie sich die Bauarbeiter ruhig verhielten. Denn unser Haus bekam in den letzten Tagen rundum neue Moskitonetze vor den Fenster und wird noch dazu neu gestrichen. Endlich. Zum Sylvesterabend bereiteten wir uns ein fantastisches und außergewöhnliches Menü, dazu natürlich Dinner For One, Feuerwerk gab es auch ein wenig. So war es ein schöner Übergang ins neue Jahr, vor allem, da wir, seit wir wieder hier sind, fast ununterbrochen fließendes Wasser, Strom und Internet haben. Ein Traum.

In diesem Sinne, völlig entspannt und zuversichtlich, was das neue Jahr angeht, wünsche ich allen ein frohes neues Jahr, viel Glück und Erfolg!