Sonntagnacht also holte ich meine Eltern am Kotoka International Airport in Accra ab, wenn auch - wie so oft an diesem Flughafen- etwas später als erwartet. Rocky fuhr uns dann zum Hexagon Guest House, welches ganz in der Nähe unseres Hauses liegt. Dort brachte ich meine Eltern unter und ging zu Fuß nach Hause.
Montag ging ich ganz regulär zur Schule und beantragte für die nächsten drei Wochen, die meine Eltern nun hier verbringen würden, Urlaub. Mit Erfolg. Zudem lobte mich der Schulleiter unerwarteterweise wegen der Laptops, die ich mit in die Schule gebracht hatte und die gesamte Lehrerschaft kümmerte sich nun um die Erhaltung und Verwahrung der Rechner.
Am nächsten Tag, nach meinem Basketballtraining und nachdem meine Eltern das Castle in Cape Coast besucht hatten, fuhren wir nach Eguafo, um Till zu besuchen. Wir nahmen ein Trotro von der Pedu zur Atabasi Junction und stiegen dort in ein Taxi, das uns bis nach Eguafo fuhr. Die Straße war besser als ich erwartet hatte, wenn es auch gute zehn bis 15 Minuten durch den Busch ging. In Eguafo angekommen sah ich sogleich das Sankofa Waisenhaus, von dem ich wusste, dass es direkt neben dem Haus von Till und Jessica ist. Wir liefen dann durchs Dorf zur Sankofa School und besuchten Till, noch bei der Arbeit.
Gemeinsam liefen wir dann zurück zum Haus und Till führte uns herum. Anschließend führte er uns noch in die
andere Richtung, einen Hügel hinauf, auf dem das neue Schulgebäude entstehen soll. Der Bau hat bereits begonnen, aber es wird noch ein langer Weg werden, bis dort unterrichtet werden kann.
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Das Haus von Till und Jessica in Eguafo |
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Die Dusche. |
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Schafe, wie so viele Tiere in Ghana, im Müll "grasend" |
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Das neue Gebäude der Sankofa School |
Mittwoch trafen wir uns morgens mit Nanayo und seinem jüngeren Bruder Andrew in Abura, mit denen wir die Kakaoplantage ihres Vaters besuchen wollten. Wir nahmen ein altes Trotro nach Junkwa und von dort aus ein Taxi, das uns nach Watreso brachte, ein kleines, ruhiges Dorf, aus welchem angeblich der erste Pilot
Ghanas stammt. Vom Haus des Vaters aus, der mit ghanaischem Namen ebenfalls Nanayo heißt, liefen wir etwa eine halbe Stunde über einen Trampelpfad durchs Dickicht, bis wir eine seiner Cocoa Plantagen erreichten. Er erklärte uns, wie die Cocoa wächst und nach welcher Zeit sie welches Stadium erreicht, wann man sie ernten kann und wie man weiter mit ihr verfährt. Er selbst schneidet sie auf und trocknet sie und verkauft das getrocknete Innere dann in 50kg Säcken für 150 Cedi. Hauptabnehmer ist die Regierung, die den Kakao dann teuer nach Europa exportiert. Wir liefen weiter durch den Wald, insgesamt gehören Nanayo 10km Land, bis wir eine weitere Plantage erreichten: Cassava- Wurzeln. Er holte ein kleineres Exemplar für uns aus der Erde damit wir probieren konnten. Ebenso bekamen wir frische Powpow (Papaya) zur Kost. zwischen den eigentlichen Plantagen wurden hier und da Kohl und Pepper angepflanzt und glücklich und zufrieden, vor allem klüger als zuvor, gingen wir zurück zu Nanayos Haus. Wir liefen dann eine dreiviertel Stunde lang zurück nach Junkwa, wo wir kurz vor Ortseingang noch eine Palmweindistillerie vorfanden. Diese galt es natürlich zu besichtigen. Wir fanden, ein kurzes Stück abseits der Straße, eine relativ ebene Fläche vor, überall lagen gefällte Palm Nut Trees auf dem Boden. Wir erfuhren, dass man, um Palmwein zu gewinnen, den ganzen Baum fällen muss. Das erschreckte und durchaus, noch mehr sogar, als wir genaueres über die Gewinnung erfuhren: Zuerst fällt man die Palme, anschließend lässt man den Baum eine Weile liegen, bis sich das "Wasser" absetzt, der Saft des Baumes. später schneidet man den Kopf der Palme ab, sägt eine Art Klappe in den dünnen Teil des Stammes und ein Loch in die Unterseite des selben Teiles und stellt einen Kanister in die Erde, unter das Loch, damit die Flüssigkeit hineinläuft. Das kann einen ganzen Tag beanspruchen und schließlich erhält man von einer guten Palme maximal einen 5l Kanister voll Palmwein. Diesen trinkt man am besten frisch, wenn man ihn offen und gekühlt lagert, nach spätestens 48h. Ansonsten fängt er an zu gären und wird ungenießbar. Die Alternative ist, ihn zu destillieren und Schnaps daraus zu machen, so wie die Herren, die wir trafen. Dazu füllt man den Wein in ein geschlossenes Fass, das auf Feuer kocht. Durch ein Rohr oben im Fass steigt der erhitzte Wein auf und fließt in ein ebenfalls geschlossenes, ebenso auf Feuer stehendes Fass, das etwas tiefer angebracht ist ,zum zweiten Destillierdúrchlauf. Schlussendlich kommt der Wein von dort durch ein Rohr in ein offenes Fass, in dem er noch ein letztes Mal erhitzt wird, bevor man ihn dann, so wie wir, in einer Halbliterflasche für gerade einmal drei Cedi kaufen kann. Den Wein bekamen wir in einem 3l Kanister für fünf Cedi. Lediglich der Transport war etwas verzwickt, da der Wein, wie gesagt, nicht gerne geschlossen transportiert wird. Ebenso ungern wird er geschüttelt, was sich weder beim Laufen noch beim Taxifahren vermeiden ließ. Zuhause füllte ich ihn in einen großen, offenen Topf, stellte ihn in den Kühlschrank und rührte ihn gelegentlich um, sodass wir ihn abends alle zusammen genießen konnten.
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Kakaobohnen wachsen überall am Baum |
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Nanayo mit Cocoa in verschiedenen Reifestadien |
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Andrew mit einer frischen Powpow (Papaya) |
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Unser Weg von Watreso nach Junkwa - zu Fuß |
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Für die Palmweingewinnung gefällte Palm Nut Trees |
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Palmweinernte |
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Palmschnapsdestillerie |
Donnerstag nahmen wir morgens ein Trotro richtung Komenda, um in Kissi auszusteigen, wo wir nach der Schule der Baobab Children Foundation aus Freiburg suchten. Vor Ort rief ich Jona an, der uns abholte und zusammen mit Charly über das Gelände führte. Sie zeigten uns die Schulgebäude, die Schlaf - und Wohnsäle, die Werkstätten, in denen Kente gewebt, Stoffe gebatikt, Möbel geschreinert und lauter wunderschöne Dinge geschaffen werden. Sie führten uns zudem über die hauseigene Farm mit Pilzzucht, Passion Fruit, Ananas und vielem mehr. Das gesamte Grundstück gefiel uns sehr, ebenso wie das Konzept und die Idee von Baobab. Wenn es auch hier, wie meistens, mit der Umsetzung nicht einfach ist.
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Pilzzucht |
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Solartrockner |
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Kenteweberei |
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Schreinerei |
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Kentewebstühle |
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Kente - im traditionellen Format |
Im Anschluss fuhren wir mit dem Trotro zum Aggrey Memorial, um uns die Cape Coast School for the Deaf, kurz Cape Deaf, anzusehen, bei der Jana und Gesine arbeiten. Unterwegs ließen wir Jona raus, der sich beim Arzt eine Bestätigung für seine zweite Malaria abholte.
Cape Deaf jedenfalls ist viel mehr als eine Schule. Es ist ein Internat, in seinen Ausmaßen fast schon eine eigenständige Stadt. Kurz vor den Toren Cape Coasts findet sich an der großen Straße, die Accra im Osten mit Takoradi im Westen verbindet, ein von der Straße schwer sichtbares, verstecktes Areal beeindruckenden Formats. Durch den Eingang sieht man das nagelneue Verwaltungsgebäude zur Linken, Schulgebäude zur Rechten. Folgt man dem Weg, kommt man zur Esshalle und den Jungenschlafsälen. Geht man rechts einen Berg hoch, erreicht man Werkstätten, eine Schreinerei, eine Näherei, Schlafsäle der Mädchen. Auf der linken Seite des Hügels, bzw. auf dem Weg nach oben passiert man die Wohngebäude der Lehrer, sowie die Bibliothek, die Jana und Gesine in bemerkenswerter Eigeninitiative seit einiger Zeit wiederaufzubauen versuchen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Geführt wird dieses Gästehaus von Fancro, einem Italiener, der aus der Gegend um den Lago Maggiore stammt und seiner spanischen Frau Maraica. Es ist ein wunderschöner Ort, mit viel Liebe zum Detail aufgebaut, kreativ, erholsam. Bungalows zum Schlafen und eine schön angelegte Terasse draußen laden regelrecht zum Bleiben und Verweilen ein.
Nach einer kurzen Tour am Strand, bei der ich einen kleinen Ausritt mit Best Boy, einem Rennpferd aus Accra hatte, genossen wir die Stimmung im Kokrobite Garden, das gute Essen und unsere schöne Unterkunft.
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Der Strand von Kokrobite |
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Best Boy mit Reiter |
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Kokrobite Garden - eine Empfehlung wert |
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unser Haus |
Eine erholsame Nacht, bevor uns am nächsten Morgen, pünktlich um acht Uhr, John, der Fahrer, abholte, der uns zu einer Firma bringen sollte, die Ananas und Mango, in rohem Zustand sowie getrocknet, nach Europa exportiert.
Der Fahrer mit seinem ziemlich neuen Nissan X- Trail brauchte gute 90 Minuten bis er uns an unser Ziel brachte, das etwas außerhalb von allem liegt, zudem nicht über die besten Straßen zu erreichen war. So kamen wir gegen halb zehn bei der europäischen Firma an, nordwestlich von Accra. Der Chef empfing uns sehr freundlich und holte seine Manager und alle zusammen saßen wir draußen unter einem Pavillon und die Herren demonstrierten uns ihre verschiedenen Ideen und Produkte. So wurden wir köstlich versorgt mit verschiedenen Sorten getrockneter Ananas, getrockneten Mangos in verschiedenen Formen, getrockneten Kokosnussstücken, leckeren Ananas- Mangoriegeln. Ein echtes Geschmackserlebnis. Wir waren begeistert.
Anschließend zogen wir uns weiße Kittel über, schlüpften in Gummistiefel und bekamen schicke, rote Kappen und nachdem wir uns die Hände gewaschen und mehrfach desinfiziert hatten, durften wir die Produktionsstraße betreten und bekamen eine Führung durch die Firma. Am Eingang stehen die Kisten mit den Früchten, diese werden in einem Wasserbecken gewaschen und gelangen so ins Innere. Dort werden sie zuerst geschält und geschnitten. Dann werden sie in Kisten einsortiert und kommen über ein Band in den nächsten Raum, wo sie auf auf Rahmen gespannte Netze gelegt werden, wodurch sie dann in Wägen gestapelt werden können, die danach in den Trockenraum kommen.
Dann erhaschten wir noch einen Blick ins Lager, das in meinen Augen wie ein Schlaraffenland anmutete. Überall lagen bunte, rosa und blaue Säcke, gefüllt mit leckeren Mango und Ananas. Nach der Führung durch den Produktionsverlauf war erst einmal Mittagspause angesagt. Und die konnte sich sehen lassen. Nach dieser gaumenschmeichelnden Erholung ging es los aufs Feld. Gemeinsam mit dem Chef der Anlage fuhren wir zu einem Ananaslieferanten in der Nähe, nur wenige Kilometer entfernt. Eine der letzten acht mehr oder weniger großen Ananasplantagen in Ghana. Noch Ende der neunziger Jahre, wie wir erfuhren, lieferten Ghana und die Elfenbeinküste über 80% der Ananas für den europäischen Markt. Mittlerweile kommt Ghana auf lediglich 5%. Scheinbar wurde damals eine neue Sorte eingeführt und die Farmer verpassten den Anschluss an den Markt. Somit gibt es nun nur noch etwas mehr als eine Handvoll Plantagen, zur Hälfte in ausländischer
Hand. Ebenso die Plantage, die wir besichtigten. Sie wird von zwei Deutschen geführt, der einheimische Manager jedoch bot sich uns als Führer an, zeigte uns, wie die Ananas gewaschen, für den Transport gewachst und verpackt und verschifft werden. Danach fuhren wir mit ihm raus in die zehn Hektar große Plantage. Die gesamte Berg- und Hügellandschaft um die Farm herum ist bedeckt mit Ananasfeldern auf denen jeden Tag unmengen von Menschen mit harter Arbeit beschäftigt sind. Der Stundenlohn ist gering, obwohl unter deutscher Leitung noch doppelt so hoch wie gewöhnlich.
Ananas wachsen das ganze Jahr über. Aus einer einzigen Pflanze kommt eine Blüte, aus der dann die einzige Frucht der Pflanze hervorgeht. Der Wachstums- und Reifeprozess dauert mindestens zwölf, eher 14 Monate. Danach kommen die PflückerInnen, brechen die Ananas ab und sammeln sie ein. Ein Traktor gräbt das Land um und nach kurzer Zeit werden neue Triebe, die neben der Frucht aus der Pflanze kommen, gesät. Wir besichtigten Pflanzen in allen verschiedenen Stadien, von der Blüte bis zur Ernte. Auch dieser Ausflug war wieder einmal überaus lehrreich gewesen und wir ließen uns zufrieden von einem anderen Fahrer der Firma, Jeffrey, gegen Nachmittag nach Accra fahren, von wo aus unsere Reise weitergehen sollte.
Nachdem wir uns durch Accras unheimlichen Verkehr gequält hatten, erreichten wir kurz vor Sonnenuntergang das Guest House mit dem Namen Rising Phoenix, in dem auch schon Jana, Gesine und Hannah übernachtet hatten. Es liegt direkt auf den Klippen überm Meer, nicht weit von der Innenstadt. Die Nacht verlief eher unruhig, wenig erholsam nach dem erschöpfenden Tag. Trotzdem machten wir uns Dienstagmorgen gegen halb sechs munter auf den Weg zur Tudu Station und eine Stunde später verließen wir Accra mit einem klimatisierten, recht neuen Toyota Hiace. Kaum hatten wir die Stadt verlassen, begann es erneut zu regnen. Diesmal ziemlich stark, sodass der Fahrer glücklicherweise anständig fuhr. Ein paar Meter vor uns kam ein Motorradfahrer ins Rutschen und fiel längs hin - verletzte sich aber nicht weiter und stieg wieder auf. Ich schlief immer wieder ein und wachte erst bei der Überfahrt der Voltabrücke wieder auf. Danach wurde die Straße schlechter und der Regen ließ noch nicht nach. Wir fuhren durch Kpeve, ließen die Hauptstadt der Volta Region, Ho, rechts liegen und kamen um zehn in Hohoe an. Ich machte mich auf die Suche nach einem Trotro nach Wli, unser ersehntes Ziel und wurde auch fündig. Leider, kann man sagen, denn das Trotro, ein alter Nissan, war wirklich mehr als Schrottreif. Aber er tat seinen Dienst und brachte uns innerhalb von einer Stunde (für 25km) über die wirklich schlechte "Straße" nach Wli. Bepackt mit unseren Reiserucksäcken schritten wir durchs Dorf, auf der Suche nach dem Gästehaus, das laut Reiseführer von zwei Deutschen geleitet wird. Am Tor empfing uns ein Schild "Tuesday closed". Enttäuscht drehten wir um und stießen just auf die beiden, ziemlich merkwürdig gekleideten, Deutschen. Sie machten uns schnell und unhöflich deutlich, dass sie geschlossen hatten und man bei ihnen auch nichts bekommen würde und somit waren wir nach dieser (interessanten) Begegnung sehr froh, kein Zimmer bekommen zu haben. Leider hieß es im Water Heights Hotel, dem zweiten Hotel im Ort, dass es dort voll, ausgebucht sei. Man bot uns allerdings erfreulicherweise von selbst an, ein Zelt aufzubauen, während wir die Wasserfälle besichtigen. Das Angebot klang gut, somit machten wir uns nach einem verspäteten Frühstück auf den Weg zu den Wasserfällen, wegen denen wir ja schließlich gekommen waren. Wir liefen erst einen falschen Weg und kamen zur Grenze nach Togo. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Verantwortlichen durfte ich die Grenze ins benachbarte togoische Dorf ein kleines Stück übertreten, sodass ich nun sagen kann:
"Ich war in Togo."
Nach meinem Ausflug nach Togo gingen wir zum Tourist Office, kauften Tickets für den Wasserfall und ließen uns von einem Guide, Prospah, dorthin leiten. Etwa eine halbe Stunde ging es über einen breiten, lichten Weg durch den Busch, über fast ein Dutzend kleiner Brücken, bis wir ihn erreicht hatten, den größten Wasserfall Ghanas, der an dieser Stelle zwischen 50 und 60 Metern in die Tiefe fällt. Je näher man ihm kommt, desto mehr bekommt man seine Kraft zu spühren. Die Gischt schlägt einem ins Gesicht, Wind fällt herunter und lässt einen tatsächlich ein wenig frieren.
Für mich in dieser dauerhaften feuchten Hitze Ghanas eine unglaublich wohltuende Erfrischung. Baden wäre auch möglich gewesen, allerdings ist das Wasser nicht besonders tief und wir wollten ja noch weiter. Von den Lower zu den Upper Falls, den Berg hinauf. Noch wussten wir nicht, was uns erwarten sollte, aber sehr bald würden wir es sehr deutlich erfahren. Prospah warnte uns noch ein- oder zweimal, fragte uns, ob wir wirklich da hoch wollten, aber wir konnten uns nicht vorstellen, dass es kompliziert werden würde und schlielich hatten wir ja geplant, beide Wasserfälle zu besichtigen. Unwissend hielten wir uns an unseren Wanderstöcken fest und folgten Prospahs schnellem Schritt den Berg hinauf. Plan war, den Berg von der dem Wasserfallgegenüberliegenden Seite zu besteigen, über den Kamm auf die Rückseite und somit hinter dem Berg zu der Quelle des Wasserfalls zu gelangen.
Der Aufstieg wurde härter. Über Stock und Stein, Wurzeln und Blätter ging es auf einem sehr schmalen Pfad sehr steil nach oben und zur Seite sehr steil nach unten. Immer weiter ging es hoch, ich hatte sehr oft das Gefühl, wir müssten doch schon längst oben sein, doch es wurde immer steilen, unwegsamer und auch gefährlicher, rutschiger und immer größere Stufen forderten immer mehr Kraft - und das nach einer so langen und erschöpfenden Reise zuvor.
Ich hatte mir das ganze persönlich entspannender Vorgestellt, aber wir hatten den Aufstieg auch spät begonnen und ich denke, dass unser Guide auch deshalb so ein Tempo vorlegte, damit wir es rechtzeitig vor der Dunkelheit auch wieder herunter schaffen würden. Mit der Zeit wurde es in der Tat anstrengend, zudem hielten wir nach einiger Zeit an und Prospah verlangte
urplötzlich unsere Quittung. Eine Masche, auf die wir leider schon öfters gestoßen waren: Man zahlt und während der Exkursion sagt einem der Guide plötzlich, man habe nicht bezahlt, zumindest nicht für das, was man gerade an Leistung erhält. Ein nerviges Spiel, auf welches wir uns nicht einließen. Also ging es weiter. Nun mit etwas gereizter Stimmung. An der einzigen Gabelung auf dem Weg ging es dann entweder noch weiter hoch, zu der Quelle des Wasserfalls, oder etwas waagrecht und sogar leicht bergab zu dem kleineren Wasserfall. Wir wählten den zweiten Weg und nach etwa 10 weiteren Minuten erreichten wir, nach insgesamt knapp über einer Stunde strammer Bergsteigerei (teilweise handelte es sich wirklich eher um klettern als um wandern) die Upper Falls.
Es war wirklich wunderschön. Kein Mensch war hier außer uns und auch kein Müll - was für Ghana wirklich etwas heißen will! Der kleinere Wasserfall, der von der Quelle weiter oben kommt misst vielleicht 20 Meter, aber er ist umgeben von Sand und alles herum ist trotz der Hochzeit der Trockenzeit so saftig grün. Folgt man ihm, durch das klare und angenehm kalte Gebirgswasser, gelangt man über einige Kaskaden zu den Lower Falls, die wir zuvor bestaunt hatten. Nach einer halben Stunde Pause, was absolut nötig war, machten wir uns für den Abstieg bereit, der sich als nicht minder anstrengend herausstellen sollte.
Zwar ging es nun bergab, aber der Weg war immernoch derselbe, die Stufen, die es zu bewältigen galt waren nich kleiner geworden - eigentlich eher noch gefährlicher, da man nun viel leichter ausrutschen konnte, was teilweise auch passierte. Ich muss zugeben, dass ich sehr froh und erleichtert war, als wir unten ankamen, von Zeit zu Zeit hatte ich es ja ernsthaft bezweifelt gehabt, diesen Trip unbeschadet zu überstehen. Wir erfrischten uns erneut am großen Wasserfall, auch davon, dass nun auch unser Guide noch Geld haben wollte. Reisen in Ghana überrascht einen immer wieder.
Vor Sonnenuntergang kamen wir beim Water Heights an und nach einer kraftgebenden Dusche freuten wir uns über unser großes, ordentliches Zelt, das mit Matratzen und frischen Bettlaken, sowie Handtüchern ausgestattet worden war.
Beim Abendessen lernten wir dann noch eine französische Studentin kennen, die den Tourismus und seine Auswirkungen in Ghana untersucht und dann fielen wir auf unsere Schlafplätze. Es war nach dem Regen am Morgen eine angenehm kühle Nacht, eine der besten, die ich je in Ghana hatte, sodass ich mich am nächsten Morgen fit für die Weiterreise fühlte. Und nach einem kurzen Stop bei ein paar sehenswerten Shops begann sie auch. Leider sollten wir an jenem Tag nicht viel Glück haben.
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Tourist Office in Wli |
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Die Lower Falls von Wli |
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Auf dem Bergtrip zu den Upper Falls |
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"Sie haben das Ziel erreicht" |
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Water Heights Hotel Wli |
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Unser phänomenales Zelt |
Wir stiegen im Ortskern von Wli in einen schrottreifen, überall quietschenden und ächzenden Opel Vectra, der sein Haltbarkeitsdatum längst überschritten hatte. Der Kofferraum verdiente seinen Namen nicht und der Deckel hielt kaum noch. Der Fahrer startete die Karre per Kurzschluss und los ging es. Die Strecke war, wie uns bereits bekannt war, schlecht, aber nun bekamen wir sie noch mehr zu spüren. Nach einer halben Stunde hörte ich ein eher ungünstiges Geräusch, wenn man sein Ziel erreichen will und die Blicke des Fahrers zum hinteren linken Reifen, bei dem ich saß, bestätigten meine Vermutung. Er ließ nicht mehr lange auf sich warten, dann verabschiedete sich unser linker Hinterreifen. Er war nicht nur platt, der komplette Mantel löste sich ab. Also stiegen wir aus, im Gegensatz zu den anderen beiden Fahrtgästen, holten unser Gepäck aus dem Kofferraum, sodass der Fahrer ans Ersatzrad kam. Er hielt noch ein Trotro an, da er selbst über kein Drehkreuz verfügte und innerhalb von zehn Minuten war der Reifen gewechselt und nach ein paar Fingergriffen an den Kabeln ging es weiter. Irgendwo hielten wir noch einmal an, der Fahrer sprang raus, kam wieder und mit Hilfe des Gefälles startete der alte Rüsselsheimer nun leichter.
In Hohoe angekommen verabschiedete sich der Opel vollends, gab keinen Mucks mehr von sich und wir beschlossen, den restlichen Weg zur Trotro Station zu Fuß zurückzulegen. Mit einem kleinen Zwischenstopp bei Barclays, um das Reisebudget aufzufrischen.
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Unser liegengebliebenes Taxi |
Das Trotro nach Kpando wartet sozusagen schon auf uns, gegen ein Uhr ging die Fahrt los. Vergleichsweise bequem und unspektakulär. Wenn auch wieder einmal die Straßenverhältnisse nicht die besten waren, um schnell und komfortabel vorwärts zu kommen. In Kpando suchten wir zuerst nach einem Guest House und nach einem absoluten Fehlschlag entschieden wir, uns vom Taxifahrer zuerst irgendwohin fahren zu lassen, wo man Informationen über die Fähre bekommen könnte, die wir nach Akosombo zu nehmen gedachten. Till, Helen, Gesine und Jessica hatten diese bereits benutzt und mein Plan war, aufzusteigen, wenn die Fähre aus dem Norden, von Yeji zurückkommt und bis Akosombo an Bord zu bleiben. Allerdings hatte ich keine weiteren Informationen, außer, dass es die Fähre gab und welche Route sie normalerweise fuhr. In Kpando sagte man uns jedoch, wir müssten nach Torkor, wo der Hafen sein sollte. Also ließen wir uns nach Torkor fahren. Ein schöner Weg. Über enge Kurven fährt man den Hügel hinunter und erhält eine herrliche Aussicht über das Dorf und den "Hafen".
Vor Ort unterhielt ich mich mit einigen sehr freundlichen Hafenarbeitern, Soldaten und anderen Männern, die mir in ihrem Office einen Stuhl anboten. Ich ließ mich auf ein ruhiges Gespräch mit einigen Wiederholungen und Ausführungen ein und erfuhr leider, dass die Fähre zwar normalerweise hier halten würde, dies aber seit einiger Zeit nicht mehr täte. Das Warum entzog sich jedoch dem Wissen der freundlichen Herren. Enttäsucht, aber immerhin mit einem Plan, fuhren wir wieder zurück zur Trotro Station in Kpando.
Wir fanden das Trotro nach Kpong noch leer vor, was bedeutete, dass Warten angesagt war. Nach etwas über einer Stunde ging die Fahrt los, ebenso der Regen. Die Straßenverhältnisse richtung Süden wurden besser, vielleicht meinte der Fahrer deshalb, sich nicht unbedingt den Wetterbedingungen anpassen zu müssen. Ungefähr auf halber Strecke, es regnete immernoch, bremste der LKW vor uns ziemlich stark. Es handelte sich um einen Nissan Pritschenwagen, wie sie meistens für den Transport von Wasserbeuteln genutzt werden. Dieser war ohne Fracht unterwegs und bremste plötzlich und stark. Unser Trotrofahrer hatte nicht genug Abstand zu besagtem LKW eingehalten und nun, mit typisch mangelhafter Trotrobereifung, sah er sich auf der rutschig- nassen Straße mit einer bevorstehenden Kollision konfrontiert.
Mit wahrscheinlich 30- 40 km/h wären wir hinten auf den LKW aufgefahren, der Fahrer schaffte es jedoch mit nur wenigen Zentimetern Luft dazwischen, am Heck des LKW vorbeizuziehen, um diesen zu überholen. Das war das eigentliche Drama an der Geschichte, denn nun kam ein weiteres Trotro mit voller Fahrt (zwischen 80 und 100 km/h) auf uns zugeschossen. Der Fahrer des anderen Trotros reagierte sehr schnell, wich so weit wie möglich in richtung Graben aus. Ganz glatt ging die Sache nicht, er touchierte uns an der
Front, nahm Blinker und Spiegel mit und streifte dann einmal längs an unserer linken Seite entlang. Wir hatten ziemliches Glück gehabt, vor allem unangeschnallt und mit 18 Menschen an Bord, wie es im Trotro üblich ist, hätte die Situation auch ganz anders ausgehen können. Der Fahrer hielt seinen alten, silbernen Hyundai H100
an, der weiße Nissan Homy, der uns entgegengekommen war, hielt ebenso. Die Fahrer unterhielten sich kurz. Ich stieg aus und fragte unseren Fahrer, ob er sich der Tatsache bewusst sei, dass er für unsere Leben verantwortlich sei und dass es besser gewesen wäre, dem LKW hinten drauf zu fahren. Er bejahte und die Fahrt ging - nun deutlich langsamer - weiter.
Gegen halb sechs stoppten wir nach der Überfahrt über die Volta Brücke in Atimpoku, stiegen in ein Taxi und fuhren zum Aylo´s Bay Hotel, das direkt am Volta liegt. Wir bekamen das letzte freie Chalet, ein kleines Haus direkt am Wasser, mit Terasse hinterm Haus und einem Steg mit einer Insel, auf der man
sozusagen auf dem Volta sitzen und essen, die Aussicht auf die Hügellandschaft gegenüber und auf die Volta Brücke rechts genießen konnte. Ein herrlicher Ort.
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Aylo´s Bay Hotel, links: unser blaues Kanu, von mir rückwärts eingeparkt |
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eine Anlage mit echter Urlaubskulisse |
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im Vordergrund: unser Chalet |
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hinterm Haus: der Voltasee |
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unsere Terrasse |
Donnerstag nahmen wir dann nach dem typisch englischen Frühstück ein Taxi nach Akosombo, wo wir für 30 Cedi ein Trotro mieteten, dessen Fahrer Gershon uns zum Staudamm bringen wollte. Ein alter, roter Hyundai H100, den er und sein Freund für 700 Cedi in Kumasi gekauft hatten. Wir fuhren also zur Volta River Authority, bei der man sich für eine Besichtigung anmelden musste. Es war allerdings niemand vor Ort und anstatt zu warten, ließen wir uns nach Marina fahren, von wo aus die Fähre nach Yeji fährt. Viel gab es nicht
zu sehen, also zeigten sie uns noch das Volta Hotel, wo wir Geld abheben konnten und einen zweiten kleinen Hafen, an dem die Dodi Princess lag, ein Boot, das dem Volta Hotel gehört und am Wochenende eine Tour über den Voltastausee zu Dodi Island macht. Anschließend fuhren wir zurück zur VRA, wo nun schon deutlich mehr Betrieb war. Unsere Trotrofahrer wollten nach diesem unplanmäßigen Trip nun deutlich mehr Geld, also schickten wir sie weg und fuhren für zehn Cedi (plus 5 Cedi pro Person) mit einem sehr gut erhaltenen, schwarzen Toyota 4Runner, inkusive Fahrer und Guide. Auch das verlief leider nicht problemlos. Mit unserem Guide hatten wir zehn Cedi ausgemacht, unser Fahrer erwartete 15 Cedi, was rein prinzipiell zu einer hitzigen Debatte führte. "Clash of Cultures" hieß das bei uns im Englischunterricht. Jedenfalls fuhren wir dann zum Staudamm, den wir zuvor schon vom Volta Hotel aus gesehen hatten. Er wurde damals vom Staatsvater und Nationalhelden Kwame Nkrumah initiiert und von 1961- 65 gebaut. Er ist bis zu 270 Fuß tief, ca. 8500km² groß und versorgt 2/3 des Landes mit Strom (die Turbinen produzieren 1020 MWatt). Gebaut wurde er von einer italienischen Baufirma, er besteht, außer den Schleusen, nur aus Lehm und Steinen. Er ist der größte, künstliche Stausee der Erde, bedeckt fast 4% von Ghanas Landfläche. Zum Ende der ziemlich kurzen Führung hin begann es heftig zu regnen, wir flüchteten in den Geländewagen und ließen
uns zurück zur VRA fahren, wo unser Fahrer beim Einparken irgendwie einen 6 Meter langen knallblau- grünen Mercedes Sprinter übersah, was wieder zu einem gewissen Konflikt führte, da das Auto nicht seines war und der Sprinter- Fahrer nicht hätte parken dürfen, wo er sein nicht zu übersehendes Fahrzeug abgestellt hatte. Dass der Fahrer auch etwas genauer hätte schauen können, fiel erst einmal beiseite, Rechtssprechung bzw. Rechtsverständnis in Ghana unterscheidet sich manchmal von dem unseren, so waren die Leute bei unserem Trotrounfall auch nicht auf unseren äußerst fahrlässigen Fahrer sauer, sondern auf den bösen LKW-Fahrer, der einfach so gebremst hatte. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir im Hotel, wo ich von
der Insel hinter unserem Haus aus den Regen beobachtete, der regelrecht auf den Volta einschlug. Abends, als es aufhörte zu regnen, wagten wir uns noch zur Voltabrücke, die ebenfalls zwischen 61 und 65 gebaut worden war. Sie wirkte dafür noch recht gut erhalten, solange man sie nicht vom Nahen betrachtete.
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Unser gemietetes Trotro |
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Die Turbinen zur Stromerzeugung am Akosombo Dam |
Der Samstag wurde ein richtiger Urlaubstag. Spätes Frühstück (zumindest relativ), gemütliches Sitzen und Treibenlassen. Lesen und entspannen. Kein Regen, aber auch nicht zu heiß. Am späten Nachmittag mietete ich mir mit meiner Mutter zusammen für 15 Cedi ein Kanu, für eine Stunde. Ich saß hinten, mit einem wirklich großen Paddel, welches bei der Größe des Kanus auch erforderlich war (es hätte gut ein Dutzend Leute Platz darauf gefunden) und steuerte, während meine Mutter sich vorne im Bug mit einem etwas klein geratenen Paddel abmühte. Wir fuhren stromaufwärts und besichtigten eine kleine Insel, umrundeten sie und bestaunten die Flora. Seerosen und ein riesiger, scheinbar toter Mangobaum, der keine Blätter mehr besaß, aber umso mehr Früchte. Genau ihn wollte ich mir genauer ansehen, von unserer Insel aus, sah er aus wie eine riesige Vogelscheuche, da er komplett mit anderen Wuchergewächsen zugewachsen war. Wir ließen uns wieder hinuntertreiben, drehten noch eine kleine Runde und ich parke das Kanu rückwärts in seine Parklücke, ganz problemlos, worauf ich durchaus ein bisschen stolz sein kann. Der nächste Tag war wieder komplett verplant. Nach dem Frühstück fuhren wir zur Anlegestelle der Dodi Princess, kauften für jeweils 50 Cedi Tickets und gingen an Bord, nicht ohne den Ständen, die auf Touristen nur so lauerten und Armbänder, Ohrringe und Ketten in allen Farben und Formen zu bieten hatten, wie ich es noch nirgendwo in Ghana gesehen hatte, einen kleinen Besuch abzustatten. Die Fahrt begann um viertel vor elf. Zwischen all den den trockenen Hügeln, die das Becken für den Voltastausee konstruieren, fuhren wir an so mancher kleinen Insel vorbei, untermalt von einer Live Band. Punkt Zwölf gab es Mittagessen, Getränke inklusive. Eine große Portion Fried Rice mit Jollof Rice, Salat und wahlweise Tilappia oder Chicken. Wir saßen auf dem Oberdeck, auf dem sich auch die meisten anderen Passagiere eingefunden hatten, hauptsächlich Einheimische. Ein paar Inder und Weiße. Auf dem Zwischendeck, auf dem sich Band und Bankett befanden, war es schon leerer und auf dem Unterdeck saßen nur wenige draußen, zwei Kinder tobten ununterbrochen in einem kleinen Pool, die Angestellten saßen drinnen, klimatisiert und es lief, warum auch immer, Wrestling im Fernsehen. Um ein Uhr erreichten wir nach einer halben Umrundung Dodi Island, legten an und gingen von Bord. In meinem Fall jedoch nur sehr kurz, denn es erwarteten uns Drums spielende und singende, bettelnde Bewohner der umliegenden Dörfer, die wohl jedes Mal extra auf Booten herbeikommen, um ein paar Spenden von Touristen zu bekommen. Ich persönlich mag solche Situationen überhaupt nicht und gesellte mich im Inneren des Unterdecks zu einem Angestellten und erklärte ihm, ihm war genauso schleierhaft warum die ganze Fahrt über Wrestling gezeigt wurde, dass es sich dabei um eine Show und weniger um Wirklichkeit handelte. Nach dieser angenehmen Abkühlung setzte ich mich raus und wartete auf unsere Ankunft an der Anlegestelle. Vor Ort kauften wir dann noch noch ein paar Sachen bei dem unglaublich auswahlreichen Stand der unfreundlichen Frau mit den schönen Glasperlensachen und gingen vor zur Straße, wo wir hofften ein Taxi zu bekommen. In diesem Moment kamen uns zwei Weiße mit Macheten entgegen, die uns fragten, wohin wir gingen. Nach meiner Auskunft boten sie uns an, uns zum Hotel zu fahren und wir stiegen in ihren silbernen Mitsubishi Pajero. Einer der beiden war Australier, aus Brisbane, der andere war Engländer. Beide arbeiten am Hafen von Akosombo, sie unterstützen die ghanaische Regierung dabei, das Gelände wieder aufzubauen und zu renovieren, sodass es anschließend teilprivatisiert werden kann. Sie erzählten uns, dass die Deutsche Regierung in den achtzigern den Hafen mitsamt Ausstattung spendiert hatte, inklusive einer (bemerkenswert gut erhaltenen) Straße von Akosombo bis nach Tema. Sie erzählten uns, dass die Amerikaner ein paar neue Fähren gestiftet hatten, die nun das Öl, das in Pipelines nach Akosombo geleitet wird, über den Volta in den Norden transportieren. Sie halfen uns noch dabei, an Geld zu kommen, was sich an diesem Abend ziemlich schwierig gestalten ließ und fuhren uns dann zum Hotel. Leider weiß ich ihre Namen nicht, es war jedoch eine aufschlussreiche und sehr lustige Fahrt mit den beiden, sie waren mir äußerst sympathisch.
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Die Schleusen des Akosombo Dam |
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Die Dodi Princess |
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Boot an Dodi Island |
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Von der Mitte des Stausees aus sieht man kaum noch Land |
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Eine wahre Pracht an Glasperlenschmuck |
Sonntag brachen wir auf, nach einer entspannenden Zeit in Atimpoku, die leider nicht ohne eine nervige Diskussion mit dem Hotel, aufgrund des Preises des Zimmers, endete. Charles, unser Taxifahrer von Donnerstag, fuhr uns für 35 Cedi bis nach Koforidua, da wir nun das Vertrauen in Trotros verloren hatten. Die Fahrt zog sich, anderthalb Stunden für gerade einmal 70km, aber sie war dafür umso schöner, was die Landschaft angeht. Berge und saftig grüne Hügellandschaften, Serpentinen, grüne Wälder und nicht viel Verkehr. Um halb elf erreichte unser dunkelgrüner Opel Astra Caravan die Metro Bus Station von Koforidua, der Hauptstadt der Eastern Region. Um elf ging die Fahrt los, wobei wir Glück hatten, denn der Bus kam von Ho und war bereits ziemlich voll, als er ankam. vor uns stiegen noch etwa 15 Menschen ein, sodass der Bus, nachdem wir eingestiegen waren, exakt bis auf den letzten Platz voll war. Auch diese Fahrt zog sich wieder ungemein in die Länge. Fast fünf Stunden benötigten wir für die nicht einmal 200km lange Strecke. Ein zehnminütiger Halt in Nkawkaw inklusive. An der Bus Station in Kumasi warteten wir dann noch eine weitere Stunden auf meinen Freund, den Reverend Dr. John Richard Nkrumah, der sich seinen Weg durch den tödlichen Verkehr von Kumasi, der Metropole im Herzen des Landes, bahnte. Ich hatte ihn zusammen mit Julia kurz vor Weihnachten kennengelernt, vor dem Presbyterian Guest House. Er ist der Leiter der Assemblies of God Church in der gesamten Ashanti Region und kennt Julias Gastvater Daniel, der der Leiter derselben Kirche in der Upper West Region ist. Er holte uns also in Abrepa ab, mit seinem schwarzen
Mitsubishi Montero Sport, noch in Anzug, den er anlässlich seiner Predigt im Gottesdienst trug und mit einem breiten Lachen im Gesicht. Er freute sich auf unseren Besuch, fuhr uns gerne ins Hotel, wir wählten das Miklin im gehobeneren Ortsteil The Ridge, in dem auch der Asantehene, der König der Ashanti Region, lebt. Wir genossen den Abend im Hotel, beobachteten den die etwas verfrühte Regenzeit ankündigenden Platzregen, einschlißlich Gewitter und gingen früh und müde ins Bett. Nach einer erholsamen Nacht und einer wohltuenden, heißen Dusche, einem ebenso guten Frühstück, nahmen wir Montagmorgen ein Taxi durch den stockenden Verkehr der Stadt, zum Central Market, auf dem ich meine Eltern eine Weile rumführte. Nachdem sie seine schieren Ausmaßen erahnen konnten und ich noch ein paar weitere Africa Cup Trikots erstanden hatte, liefen wir zum Cultural Centre. Wir besichtigten eine Kenteweberei, zogen von Shop zu Shop und genossen die Ruhe. Gegen Mittag holte uns Richard ab und brachte uns in sein Haus, im Ortsteil Memponteng. Er zeigte uns ein paar Fotos von seinen Reisen in Deutschland, erzählte von all seinen Reisen in Europa und den USA und spendierte ein paar gekühlte Cola Dosen. Wir tauschten Adressen aus und luden ihn zu uns nach Hause ein, da er diesen Sommer wieder für drei Monate nach Deutschland kommen wird.
Den Nachmittag verbrachten wir unter anderem in Bonwire, dem Dorf in der Ashanti Region, unweit Kumasis, aus dem der traditionelle Kente- Stoff ursprünglich stammt. Hier lehrt wahrscheinlich jeder zweite, wie dieser gewebt wird. Die Hauptstraße zeigt mit ihren bunt und frisch gestrichenen Häusern sogleich auf, dass hier durch den Kente mehr Geld verdient wird, als in vielen anderen Dörfern, jeder zweite Shop im Ort ist prallvoll mit den bunten Textilien. Einer der Weber zeigte uns anhand eines Webstuhls, wie die komplexe Technik funktioniert und in welcher Geschwindigkeit diese ausgeführt wird. Wir erfuhren, dass es drei Sorten des traditionellen Kentes gibt. Der traditionelle Kente wird in Streifen von zehn bis 15cm Breite und entweder einfach, zweifach, oder dreifach gewebt. Ein Yard (~90cm) des einfachen kostet ab 10 Cedi, während der Preis für den dreifach gewebten schon über 70 Cedi betragen kann. Die Streifen für Männer sind deutlich länger als die für Frauenkleider, für ein Männergewand werden 19 schmale Streifen zusammengenäht, wobei die Weber für den einfach einen bis drei Tage, für den dreifach gewebten bis zu drei Wochen für einen streifen benötigen. So wird schnell klar, dass sich nur sehr reiche Leute, vor allem Chief, solche Gewänder leisten können, die mehrere hundert Cedi kosten. Allein der Entwurf des Musters und das Einspannen der (mittlerweile an Stelle von Baumwolle verwendeten) Nylonfäden in den Webstuhl ist ein aufwändiger Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt.
Von Bonwire aus, das wir leider nicht nur belehrt verlassen durften, nein, wir mussten natürlich auch etwas kaufen, fuhren wir zurück in die Stadt, gingen essen und schließlich zum Manhyia Palace, dem Königspalast. Allerdings schauten wir uns nur ein wenig um, gingen nicht in den Palast hinein. Man betritt eine Art Parkplatz mit Hof, indem man durch das erste Tor gelangt. Von dort an müsste man zwei weiter, bewachte Tore passieren, bis man auf den eigentlichen Palasthof gelangt. Dort hält sich der Asantehene, seit ungefähr zehn Jahren Osei Tutu II, dreimal pro Woche auf, gibt auf schriftlichen Wunsch hin auch Audienzen. Nachdem wir uns ein bisschen umgeschaut hatten, die Pfauen, die sich überall auf dem Gelände frei bewegen, betrachtet hatten und ich noch ein Portrait von einer blauäugigen Verkäuferin gemacht hatte, verabschiedeten wir uns vom Reverend und fuhren mit dem Taxi zurück zum Hotel, wo es erneut zu gewittern begann. Dienstagfrüh ließen wir uns mit dem Taxi zuerst zur STC Bus Station fahren, wo der Bus leider schon voll war, um anschließend an der Trotro Station nach Cape Coast in einen Medium Size, klimatisierten (chinesischen) Yutong Bus zu steigen, im typischen grün lackiert. 14 Cedi kostete die Fahrt, die eine meiner besten in diesem Land war. In etwas weniger als vier Stunden erreichten wir recht entspannt Cape Coast, natürlich begleitet von einigen havarierten LKWs und Taxen auf unserem Weg. Die Strecke Kumasi - Cape Coast empfand ich diesmal als sehr angenehm. Noch im Oktober des vergangenen Jahres war sie fast gänzlich einem Feldweg, einer Staubpiste durch den Busch, mit sehr vielen, teils sehr tiefen Löchern übersäht, gleichzusetzen. Die Japaner hatten allerdings gute Arbeit geleistet und mittlerweile den Großteil der Strecke frisch asphaltiert, was ein ordentlicher Fortschritt ist, was den Komfort und auch die Sicherheit angeht.
Mittwoch trafen wir uns dann noch einmal bei Emma zum Essen ein und Donnerstag brachte ich meine Eltern, nachdem sie noch zwei Nächte im Baobab untergekommen waren, zur Ford Van Station, von wo aus sie nach Accra fuhren, ihrem Heimflug entgegen. Wir in Cape Coast hingegen hatten Dienstag und Mittwoch fast gar kein Wasser und auch keinen Strom, welcher zwischen Sonntag und Dienstag schon mehrfach in ganz Ghana ausgefallen war. Und schon neigt sich die Woche wieder dem Ende zu.