Mittwoch, 21. September 2011

"Wo Licht ist, da ist auch Schatten"

Noch so kurz nach meiner Ankuft schien das Leben in Afrika eher problemlos zu verlaufen,
doch direkt nach meinem ersten Blogeintrag sollte sich so einiges ändern.
Es ist nicht so, dass es mir schlecht ginge, aber es ergaben sich so manche Umstände...

Es war ja auch zu einfach gewesen, hier, an meinem ersten Morgen. Ich ging unter die Dusche und
- ja, sie funktionierte! Kalt zwar, aber das stört bei diesem Klima - meiner Meinung nach - nicht.
Inzwischen haben wir seit drei Tagen kein fließendes Wasser mehr und es wird sicher auch noch eine
Weile dauern, so habe ich das Gefühl, bis wir wieder diesen Luxus genießen können und ja, es ist
definitv Luxus, Till und Jessica in Eguafo leben in viel einfacheren Verhältnissen.
Fließendes Wasser kann man ja durch das (ständige) Tragen von Wassereimern ersetzen, aber wie ersetzt
man Wasser, wenn man gar keines mehr hat? Das war bislang erst für ein paar Stunden der Fall.
Von vorne: Wir wissen nicht warum es kein fließendes Wasser mehr gibt, aber wir haben immerhin einen
sehr großen Wassertank hinter unserem Haus, den ich auf mindestens 1000 bis 1500l schätze. Dieser
speichert das Wasser, sobald welches fließt und wenn er voll ist, so glaube ich das System verstanden
zu haben, dann haben auch wir wieder fließendes Wasser.
Allerdings wird auch dieser Tank, was wir zunächst nicht dachten, möglicherweise irgendwann leer
werden. Und "irgendwann" scheint näher zu rücken. Zumindest war er vor drei Tagen noch doppelt so
voll. Es wird einem, wenn man ständig Wasser verbraucht und dieses in Eimern trägt, erst wirklich
gewahr, wie viel man verbraucht. Und wir vier sind ja nicht die einzigen Menschen in dieser Gegend.
Freddie, unser Landlord, hat den Tank zwar abgeschlossen, aber natürlich hätten all die Nachbarn und
natürlich auch deren Nachbarn ebenso gerne Wasser zum Waschen, Spülen, Kochen, Trinken, Klospülen und
Duschen und vielem mehr. Wir werden sehen, wie lange der Tank noch reichen wird und, was wir machen
werden, falls er tatsächlich leer werden sollte.

Zudem fiel dann noch der Strom aus. Nicht einfach so, das passiert hier manchmal. Nein, aus völlig
unersichtlichem Grund. Wir müssen unseren Strom kaufen. Dazu nutzen wir eine Karte in
Kreditkartengröße vom hiesigen Stromanbieter, die wir an der nächsten Tankstelle für mindestens
20 Cedi aufladen müssen. Dann stecken wir sie in einen digitalen Zähler am Haus und - haben Strom.
Dabei fallen jedes Mal noch 6 Cedi Gebühr an. Nun aber war die Karte plötzlich "leer" und wir mussten
sie erneut aufladen, was ein paar Tage gedauert hat, da die Tankstelle nicht direkt auf unserem
Arbeits- oder Einkaufsweg liegt. Es bleibt zu erwarten, wie lange wir noch Strom haben, sollte sie
wieder nur so kurz halten, werden wir uns wohl mit unserer Projektkoordinatiorin Emma in Verbindung
setzen müssen.

Etwas schade ist auch, dass ich immer noch nicht telefonieren kann, da meine MTN Karte nicht
funktioniert. Aber das ist nicht weiter schlimm. Ärgerlicher ist vielmehr, dass letzten Donnerstag,
als ich bei Barclays versuchte Geld abzuheben, der Automat meine Kreditkarte eingezogen hat.
So wartete ich über eine Stunde, in der man mir immer wieder erzählte, man würde an der Maschine
arbeiten. Allerdings vergeblich. Nach zirka 30 Minuten war der Geldautomat wieder funktionsfähig,
meine Karte bekam ich allerdings nicht wieder. Ich konnte auch nicht weiter danach fragen, da zwar
noch Leute in die Bank reingingen, die eigentlich schon geschlossen hatte und mit Gittern
"verriegelt" war, ich aber durch zwei eher ruppige Mitarbeiter des Security Services vom Eintreten
gehindert wurde. So entschloss ich, wie empfohlen, am nächsten Tag nach der Arbeit wiederzukommen.

Freitag

Barclays. Die Bank ist klimatisiert und zum Bersten gefüllt mit Menschen, die warten.
Zuerst will ich zu dem Mitarbeiter, mit dem ich bereits Tags zuvor geredet hatte, allerdings rauscht
dieser nur an mir vorbei. Dann schickt mich eine andere Mitarbeiterin der Bank zu einem bestimmten
Schalter, an dem ich eine Weile warte. Nach deutlich über einer Stunde komme ich dran und erkläre
dem Mann die Situation. Er hackt eine Weile auf seiner Tastatur herum, telefoniert, spricht mit einem
Kollegen. Das finde ich schon besser als noch am Donnerstag, als plötzlich eine Bankangestellte zu
mir kommt, mir meine Geschichte mit dem Automaten nicht abnimmt und einfach nur mit "you have thrown
it away!" verschwindet.
Dann holt der Bankangestellte ein Buch hervor, in dem all die Kreditkarten eingetragen sind, die in
letzter Zeit eingezogen wurden. Ich schöpfe Hoffnung.
Leider steht mein Name nicht in besagtem Buch und trotz meiner vorherigen Aussage, ich würde diese
Bank nicht ohne meine Karte verlassen, gehe ich, um nun am Montag gestärkt zurückzukehren. Notfalls
mit Unterstützung von Emma oder Freddie.
Im Internet habe ich meinen Kontostand abgefragt, der unverändert geblieben ist. Immerhin. Allerdings
hilft einem das Geld im Internet nicht weiter, wenn man nur noch 1,35 Cedi in der Tasche hat.
Aber das sollte für eine Taxifahrt in die Stadt - und damit zur Bank - reichen.

Freitagabend haben uns dann alle anderen Freiwilligen besucht: Nicolai, Miriam, Silja und Julia, die
in einer WG leben, Helen, Theresa und Deborah, die bei Emma wohnen und Till und Jessica sind aus
Eguafo angereist, mit Judith im Schlepptau, einer weiteren Freiwilligen.

Ein weiteres Ereignis war Maria, eine VIA- Freiwillige von vor zwei Jahren, die zur Zeit einen Monat
lang Ghana durchreist, um alte Bekannte zu besuchen.

Samstag

Mittags sind wir alle zusammen an den nächsten Strand gegangen (15min zu Fuß), haben dort unser Lager
aufgeschlagen und sind in die Wellen gesprungen. Die Wellen hier sind schon relativ groß und besonders
gefährlich ist der Untersog, der nahe dem Ufer entsteht und einen leicht aufs Meer hinauszieht.
Aber wir hatten zwei Rettungsschwimmerinnen dabei, also bestand ja kein Grund zur Sorge ;)

Als wir dann so den Strand entlangliefen, sahen wir ein größeres Fischerboot. welches von etwa
20 Männern mit zwei Täuen aufs Land gezogen wurde. Es stand noch parallel zum Meer und so bewegte es
sich kaum. Till und ich gingen auf die Männer zu und wurden dann auch herbeigewunken, um ihnen zu
helfen. So verbrachten wir etwa eine halbe Stunde damit, das Boot zu drehen, zu pausieren und dabei
zu singen und zu klatschen, weiter zu ziehen, zu pausieren und zu singen und erneut zu ziehen.
Unsere Hände dankten es uns nicht gerade, im Gegensatz zu den Männern. Leider trat ich dabei in
irgendetwas spitzes, weshalb ich nun seit zwei Tagen eher schlecht laufe.
Dabei hatte ich mir erst Donnerstag den Kopf ziemlich stark an einer Säule in meiner Schule angehauen.
Aber ein Unglück kommt selten allein. Und alles in allem geht es uns ziemlich gut.

Abends haben wir dann (ohne Strom) in Hannahs Geburtstag reingefeiert. Das Kerzenlicht war völlig
ausreichend, außerdem haben wir alle wind- up Taschenlampen. Der Höhepunkt des Abends war eindeutig
die Schwarzwälder Kirschtorte (aus der Dose), die Hannahs Eltern ihr eingepackt hatten.
Noch nie haben ich einen solchen Ansturm auf Krümel und Puderzucker erlebt. Mal abgesehen von
unseren zwei kleinen Katzen (ca. 2- 3 Wochen alt) hier im Haus, die sich sofort auf alles stürzen,
was dem Boden nahe kommt.
Während Hannah ihren restlichen Geburtstag am Meer verbrachte und ich eine Zeichenarbeit für Emma
erledigte, haben Jana und Gesine das Haus geputzt, unsere Stromkarte geladen und...nach dem Abendessen
ging dann auf einmal auch das Wasser wieder an!

So rannten wir alle jubelnd durch das Haus und haben uns sofort die hände gewaschen und waren einfach
begeistert. Es war ein schönes Gefühl. Und es blieb nicht lange. Noch während die Spüle volllief,
wurde das Wasser plötzlich immer gelber. Wäre es bei Gelb geblieben, hätten wir vielleicht sogar noch
weitergespült, jedoch wurde es dann immer dunkler, bis es schließlich einfach schwarz aus allen
Hähnen kam. Schwarz wie Öl.

Man darf gespannt sein, was die nächste Woche bringt.

"Flug 1638 nach Istanbul: Unholzer, Gross, Weiß, bitte sofort zum Gate kommen!"

Unsere Reise beginnt früh morgens und sie entwickelt schon sehr früh sehr viel Spannung.

München, Montag, der 12. September 2011:

nach einer Übernachtung und einem Frühstück im Holiday Inn
fahren wir (Helen, ihre Mutter, Ich und meine Mutter) zum Flughafen. Und wir fahren, mancher in Panik,
etwa eine hlabe Stunde, von 05:00 bis 05:30 dreimal um den Flughafen herum, da die Beschilderung eher
verwirrend ist und wir verschiedene Informationen bekommen hatten, was die Terminals angeht.

Endlich angekommen erklärt uns die Dame von Turkish Airlines, wir könnten ab 06:50 "rein",
weshalb wir uns uns reichlich Zeit zum Verabschieden nehmen, um pünktlich um 06:50
die Personenkontrolle vor Gate H30 zu passieren. Wir sind gerade auf dem Weg zum Gate,
als die Durchsage erklingt:
"Flug 1638 nach Istanbul: Unholzer, Gross, Weiß, bitte sofort zum Gate kommen!"
Etwas erschrocken eilen wir zu unserem Gate, völlig ahnungslos, was passiert war.
Am Gate, welches wir menschenleer antreffen, steht erneut besagte Dame und blafft uns an:
"Ab 06:50 war Einstieg." Also steigen wir, als letzte Passagiere in die Boeing ... nach Istanbul.

Der Flug verläuft gut, Theresa, Helen und ich sitzen nebeneinander und auch das Frühstück an Bord ist
gut, oder zumindest besser als alles, was mir Air Berlin, British Airways oder Ryanair bislang geboten
haben.

Pünktlich landen wir in Istanbul, genießen die Sonne beim Ausstieg aus dem Flugzeug und ziehen uns in
eine ruhige Ecke im oberen Stockwerk des Gebäudes zurück. Dort loggen wir uns in das ungesicherte
Drahtlosnetzwerk  von Prime Class ein, einer First Class Lounge.
Dann treffen wir Nicolai, der allein von Frankfurt aus gekommen war und steigen gemeinsam ,zu viert,
um 14:20 in Flug 623 von Gate 219 nach Accra. Mit Zwischenstopp in Lagos, Nigeria.
Unser Airbus A330-200 jedoch verweilt noch über eine Stunde am Boden. Warum erfahren wir nicht.
Das könnte allerdings an unserem eher schwachen Türkisch liegen.
Auch unser zweiter Flug verläuft gut, wenn er auch lange dauert und wir nicht alles verstanden haben.
Z.B. wurden, am hellichten Tag, einfach die Lichter ausgeschaltet und die Fenster geschlossen:
Schlafenszeit. Wir waren zwar müde, hätten unsere Route aber auch gerne noch über die Grenze
Bulgariens hinaus, über Libyen und Niger, verfolgt. So wurden die Fenster erst zum Sonnenuntergang,
den wir über der Grenze nach Nigeria genossen, wieder geöffnet. Der Anblick war zwar kurz, aber
wirklich wundervoll.

Auf diesem Flug knüpfe ich auch erste Kontakte. Jeremie, aus Accra, unterhält mich prächtig
- zudem hat er in den USA studiert und spricht ein sehr gutes Englisch.
Er hat uns sogar direkt eingeladen, die Nacht bei ihm zu verbringen und sehr gerne möchte er uns
besuchen kommen.

Bei unserem Zwischenstopp in Lagos verspäten wir uns erneut, zudem steigen fast alle Fluggäste aus.
Mit uns bleiben vielleicht noch 30 oder 40 Leute zurück. In einem fast leeren Flieger geht es über
Benin und Togo nach Accra. Gegen viertel nach neun Ortszeit landen wir und fahren mit dem Schuttlebus
zum Flughafengebäude, welches eher an eine Lagerhalle erinnert - mit dem typischen Geruch aus Omas
feuchtem Lagerkeller.
Mit unserer Immigration Arrival Card, die wir während dem Flug ausfüllen mussten, passieren wir die
Grenze,nicht ohne all unsere Fingerabdrücke und ein Foto zu hinterlassen.
Auch  unser Gepäck bekommen wir,im Gegensatz zu anderen, problemslos zurück.
Plötzlich steht Deborah vor uns, um uns abzuholen. Also gehen wir zügig durch die Gepäckkontrolle,
um unsere Projektkoordinatorin vor Ort, Emma Godwyll, zu treffen, die bereits auf uns wartet.

Mit einem alten amerikanischen, ziemlich großen Van (Ford Club Wagon ;) fahren wir noch in der selben
Nacht von Accra nach Cape Coast. Es dauert lange, bis wir die Tore Accras hinter uns lassen, sehr
lange, bis all die beleuchteten Straßen und Häuser verschwinden und zu einer gut ausgebauten Straße,
die mitten durch die Natur zu führen scheint, werden. Emma sitzt vorne, wir in zwei Reihen dahinter,
anschnallen ist nicht so wichtig. Unser Gepäck liegt auf den letzten beiden Reihen. Der Fahrer fährt
schnell. Überholt einen LKW nach dem anderen, oder auch kleinere Vans, die nicht so schnell sind wie
wir mit unserem V8- Motor, den unser Fahrer zu nutzen weiß.
Ich genieße die Fahrt mit einem Dauergrinsen im Gesicht. Auch wenn die Überholvorgänge immer etwas
ungewiss verlaufen, gefällt mir die Fahrt sehr gut, während Theresa eher übel ist.
Aber auch sie schläft, wie auch Nicolai und Helen nach einer Weile ein.

Noch auf der Fahrt die nächste Überraschung. Man hatte mir gesagt, ich würde mit Hannah,
Nicolai und Aleksandra in einer WG wohnen. Allerdings muss immer ein Mann in jeder WG sein,
um ein bisschen auf die Frauen aufzupassen - was auch immer das genau heißen soll...
Also setzen wir erst Nicolai ab, der nun plötzlich bei Myriam, Silja und Julia wohnt.
Dann fahren wir zu mir. Ich lande bei Jana, Gesine und Hannah.

Wir wohnen nicht wirklich im Zentrum Cape Coasts.
Wenn man die Stadt richtung Westen verlässt, man sagt dem Taxifahrer man wolle nach "Solace",
fährt man eine breite Straße entlang, die auf beiden Seiten mit Läden und allen möglichem gespickt
ist. Nach etwa fünf Minuten Fahrt liegen dann noch 15 Minuten Fußweg vor uns, die man auch tatsächlich
komfortabler zu Fuß zurücklegt. Die Löcher in der Straße fühlen sich bei einer Autofahrt aber auch
ganz lustig an.
Unser Haus ("Nellie Ville") liegt in North Ola, wird auch Ola House genannt und hat die Nummer 157.
Es gehört Nellie, wird jedoch im Untergeschoss von Freddie bewohnt und verwaltet. Er führt hier eine
Fahrschule und kümmert sich um uns. Das heißt, gestern Abend hat er z.B.einen Schreiner mitgebracht,
der  Türen in unsere zwei Bäder und das Klo eingebaut hat. Ich habe ihm dann ein wenig geholfen,
als er unseren Flur kurzerhand in eine Schreinerei verwandelt hat, um die Türen kleiner zu sägen,
damit sie in die Rahmen passen.

Unser Haus ist ziemlich groß und unsere Etage verfügt - neben einer schönen Loggia - über vier
Schlafzimmer (zwischen zehn und 15m²), ein gästezimmer, eine kleine Küche, für die wir eine 20kg
Gasflasche gekauft haben, ein Bad mit Dusche und Klo, einen großen Flur und einen kleinen, ein sehr
großes Wohnzimmer und einen Durchgansraum, den wir zum "trocknen" nutzen. Zudem befindet sich in
Janas Zimmer noch ein Bad, weil sie, als Älteste in unserer WG, von Freddie zum Chief erkoren wurde.

Dienstag

nach einer kurzen Nacht wache ich früh auf, es ist warm und feucht, es klingt nach Urwald.
Unterschiedlichste Vögel zwitschern und krähen, ab und zu landet ein großer Rabe auf unserem
Wellblechdach und veranstaltet somit einen ziemlichen Lärm.
Da ich eh nicht mehr schlafen kann, stehe ich auf, komme unter meinem noch abends zuvor
aufgehängtem Moskitonetz hervor, schalte den Deckenventilator ein (gibt es in jedem Zimmer) und
mache mich auf den Weg in Richtung Dusche. Das Wasser ist - wie erwartet - kalt. Aber immerhin
funktioniert sie, was nicht immer der Fall ist.
Da ich als einzier hier wach zu sein scheine, gehe ich raus, auf unsere "Loggia".
Ich fühle mich wie in einem Traum. Es sieht genau so aus, wie es sich zuvor angehört hat. Dschungel.
Um unser Haus herum ist so ziemlich alles grün. Palmen, Bananenstauden, Gräser. Der Boden, bzw. die
"Straße" (eher "Piste") ist stark rot gefärbt.
Für die nächste Stunde stehe ich an der Balustrade und zeichne die Umgebung, grüße alle, die hier
vorbeikommen und werde auch sehr freundlich zurückgegrüßt.
Nach einer kurzen Fitnesseinheit mit einer von Freddie selbst gebauten Hantel (Stahlstange, wie man
sie auf Baustellen findet, verbindet zwei kleine 2,5l Eimer, die mit Beton gefüllt sind) stehen
endlich die anderen auf, wir frühstücken (Weißbrot mit Marmelade und mein guter Kräuter-Tomate
Brotaufstrich vom Handelshof) und anschließend fahren wir per Taxi in die Stadt, Cape Coast Market.
Die Fahrt kostet uns weniger als 20 cent pro Person (40 Persewa). Einkaufen ist jedoch auch nicht
überall billig, wie wir bald erfahren. Außerdem kosten Internet Stick und Sim Card auch Geld, sodass
wir an meinem ersten Tag jeder etwa 100 Cedi (50€) ausgeben. Deutlich mehr, als geplant. Dafür sind
natürlich auch hier die schönsten Dinge gratis. So die Besichtigung des Cape Coast Castles, unser
Strandspaziergang und, auf dem Heimweg, unser Kontakt zu Jennifer und Oliv, die hier ganz in der Nähe
einen kleinen Laden führen.
Den Abend verbringen wir gemeinsam, gestalten noch ein wenig mein Zimmer und den Wohnraum um,
kochen Reis und Tomaten, trinken Cola, lernen Twi und ghanaische Gebärdensprache.
Der abendliche Ausflug ins Internet verlief dann auch zu vollster Zufriedenheit, sogar Youtube-
Videos laufen (zumindest wenn man mal eine Verbindung hat) gut -sogar ohne zu hängen.

Alles in allem ein sehr erfolgreicher und wunderschöner erster Tag, gekrönt durch eine Spinne
(etwa handgroß), die ich - als männlicher Bewohner - entfernen durfte.

Mittwoch

Heute geht es los. (Ja, schon nach einem Tag Aufenthalt ;)
Emma sagte uns, Dienstag hätten wir noch frei, um erst einmal anzukommen (v.a. ich), aber am
Mittwoche solle es dann losgehen. Also heute. So kam es, dass wir alle früh morgens, zwischen
06:00 und 07:00 aufgestanden sind, weil wir damit rechneten, jederzeit von Emma abgeholt zu werden.
Es wurde acht, dann neun, dann zehn...wir saßen mittlerweile wieder einfach gekleidet und mit buch
und laptop etc. auf der Terasse. Es wurde elf. Kurz nach elf Uhr kam Emma mit dem Auto vorbei, wir
zogen uns um, in meinem Fall lange Hose und Hemd, und fuhren los. Dann setzten wir Hannah in ihrer
Schule, der St.Monica Girls School, ab. Wir begleiteten sie auch noch und lernten die Direktorin
kennen. Das Gebäude war meiner Meinung nach umwerfend, im Kolonialstil. Zudem sehr groß.
Anschließend fuhren wir zu meiner Schule, der PHILIP QUAQUE BOYS BASIC SCHOOL, die nur unweit von
St.Monica liegt und auch nahe der Wesley Girls, in der Helen und Theresa sich befinden.
Philip Quaque liegt direkt am Meer. Der Gebäudekomplex wird nur durch eine einfache Mauer vom Strand
abgetrennt, wobei der Fußball natürlich manchmal drüber geht.
Es gibt dort zwei Kindergartengruppen, auch mit Mädchen, zudem sechs Primary Classes und noch vier
Klassenzimmer für die Großen. Und natürlich die Library, die mein Vorgänger Jacob Behrendt aufgebaut
hat.
Nach meiner Ankunft wurde ich von der stellvertretenden Direktorin, Madam Vivian, begrüßt und
zu Gershon weitergeschickt. Er macht gerade seine "Reservatioin" bei Philip Quaque und war auch selbst
dort auf der Schule. Zwei Stunden habe ich mit ihm verbracht, er hat mir den Compound gezeigt, alles
erklärt, Fragen ausführlich beantwortet - nur habe ich ihn leider nicht verstanden.
Er hat zwar langsam, aber sehr leise und undeutlich gesprochen. zudem werden hier sehr viele Dinge
einfach komplett anders ausgesprochen, als man es erwartet, was immer wieder zu Missverständnissen
führt. Aber einiges konnte ich durchaus verstehen und es war sehr unterhaltsam. Auch die kinder haben
mich alle freundlich begrüßt, viele haben mir ihre Hand gegeben und auch meine nicht mehr losgelassen.
Nach ein paar Schritten um den Hof hingen links und rechts an meinen Händen jeweils mindestens drei
kleine Kinder, Jungs wie Mädels, und wollten einfach nicht mehr loslassen, zudem bildete sich eine
größere Schar um mich herum, sodass ich ein bisschen kämpfen musste :D
Um halb Zwei meinte Yaw, wie er mit ghanaischem Namen heißt, ich könne gehen. Dann habe ich noch kurz
den Direktor kennengelernt und mit Madam Vivian ausgemacht, wann ich morgen kommen soll.
Um sieben. Das heißt, früh aufstehen, denn ich muss ja noch 15 Minuten laufen und noch mindestens
fünf Minuten Taxi fahren. Aber besser als bei Gesine und Jana, die einen längeren Weg vor sich haben.
Sie müssen erst einmal in die Stadt hinein und dann mit dem Trotro fahren, denn Cape Deaf, die
Gehörlosenschule, bei der die beiden arbeiten, liegt außerhalb der Stadt.
Also machte ich mich nach der Schule auf den Weg zu einem Taxi, setzte mich hinten rein, sagte:
"Solace, please" und innerhalb von fünf Minuten war ich Daheim. 50 Persewas waren ein fairer Preis,
bei dem ich nicht mehr verhandeln musste.
Nach 30-40 Minuten kam Hannah nach Hause und sie berichtete mir zugleich von ihren ersten Stockhieb-
erfahrungen. Gemeinsam warteten wir zirka zwei Stunden auf die Anderen.
Einen schönen Abschluss fand auch dieser Tag - mit einem Spaziergang am Strand.
Der liegt nur zehn Minuten Fußweg von unserem Haus entfernt und ist wunderschön. Und man kann dort
völlig ungestört und alleine laufen, mit Ausnahme des toten Hundes, der in der Brandung hin - und
hergetragen wurde. Wir drehten dann noch eine kleine Runde und Hannah und ich kauften noch bei
Jennifer und Bob ein, unserem "second home", wie die beiden sagen, die auch schon regen Kontakt zu
unseren Vorgängern pflegten. Die beiden interessierten sich sehr für Deutsch, unsere Heimat und
Schule, für Angela Merkel und noch vieles mehr. Wenn man nur kurz mal was einkaufen gehen will, und
der Laden ist ungefähr zwei Minuten von hier entfernt, muss man dann meistens doch etwas mehr Zeit
einplanen. Aber es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, sich mit den beiden zu unterhalten.
Inzwischen habe ich schon verschiedene neue Namen erhalten, mein richtiger ghanaischer Name aber
lautet "Kwabena" ("geboren an einem Dienstag").
Nach dem Essen sitzen wir nun wieder zusammen, wenn auch jeder an seinem Laptop - aber immerhin.
Allerdings haben wir leider seit heute morgen kein Wasser mehr, deshalb benutzen wir zum Händewaschen,
Klo spülen und derlei Sachen unsere Notreserven an Wassereimern, die aber bald erschöpft sind.
Waschen un Spülen fällt auf jeden Fall für heute flach.
Aber morgen ist auch noch ein Tag.